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  • Kucki 232

Kapitel 150 - Auf der Flucht


 

Och ne. Bitte jetzt nicht bei dem Wetter.

„He, warte doch mal! Bleib stehen! Warum rennst du weg? Ich will dir doch gar nichts tun.“

Hmpf.

Ich erkenne, dass es ein Mädchen ist. Ein Mädchen, was ganz schön schnell ist. Puh. Meine Lungen werden gerade richtig gut durchgelüftet. Und sie rennt und rennt.

Kurz dreht sie sich um. Na? Gibt sie auf? Will sie endlich mit mir reden? Ich kann kaum noch sprechen, so außer Atem bin ich. Wie lange renne ich ihr jetzt hinterher? Wo sind wir hier überhaupt?

Neeeeeeeein. Ich dachte, sie bleibt stehen und dann dreht sie sich doch wieder um und rennt weiter.

„Ich ..... äh *hechel* ..... Ich ...... Boah. Bleib ..... *hechel*“

Und sie läuft und läuft. Ist sie Sportlerin? So eine, die 20 Kilometer am Stück laufen kann? Aber warum rennt sie weg? Ich verstehe das nicht. Erst denke ich, dass ich ihr immer näher komme und plötzlich werde ich langsamer. Ich hole sie nie ein. Cool wäre, wenn Paps jetzt von der anderen Seite kommen würde, um ihr den Weg abzuschneiden.

Schließlich komme ich dann doch wieder an sie ran. Nur für wie lange?

„He .... Ich *hechel.“

Das Mädchen dreht sich zu mir um, was für sie dann wohl zu einem großen Fehler wird. Sie kommt nämlich aus dem Gleichgewicht.

Und da fällt sie auch schon auf die Nase. Die Chance nutze ich und renne mit meiner letzten Kraft zu ihr hin. Jetzt oder nie schnappe ich sie.

„Aaaaaah, verdammt. Neeeeein!!“

Ein Detektiv-Assistent lässt niemanden entkommen.

Boah. Ich fühle die ganze Kälte in meiner Lunge. Ob das jetzt gut ist, sei dahingestellt, aber ich kann einfach nicht mehr. Langsam bekomme ich auch Seitenstiche und klappe selbst bald zusammen. Ein Schritt weiter und .....

„Aaaaaah, nein, nein. Tu mir nichts. Hau ab!!! Verschwinde!!! Geh!“

Meine Beine fühlen sich langsam an wie Beton. Aber was ist mit dem Mädchen los? Ich bleibe kurz stehen und lege meine Hände auf die Oberschenkel. Das Herz rast wie wild und manchmal habe ich das Gefühl, ich ersticke gleich. Sie scheint sich den Knöchel verknackst zu haben. Meine Chance. Mir egal. Sowas macht man nicht mit Joel Duvan. Niemals.

„Komm nicht näher. Hau ab!“

Sie hat richtig Angst. Als würde ich sonst was von ihr wollen. Aber was war sie eben auch an diesem Hof? Schnüffelte sie da rum?

Ich zeige ihr, dass sie keine Angst haben braucht und ich nur helfen möchte. Vorsichtig knie ich mich zu ihr runter und schaue, ob alles in Ordnung ist.

Sie richtet sich auf.

„Aua. Alles tut weh.“

Okay. Das scheint ein gutes Zeichen zu sein. Sie gibt auf. Kann ja eh nicht mehr weiter. Diese Zeit nutze ich auch, um mich auszuruhen. Boah. Was für eine Jagd.

„Ist alles in Ordnung? Soll ich mal nachsehen?“

„Nein. Lass mich einfach in Ruhe, okay? Geh einfach.“

Pah. Ihr geht es gar nicht gut. Sie klappt nach hinten in den Schnee und wird ohnmächtig. Na toll. Sollte ich lieber einen Arzt rufen? Aber vielleicht will sie das ja gar nicht? Vor irgendwas muss sie doch flüchten? So panisch habe ich noch nie jemanden gesehen.

Na toll. Und nun? Paps anrufen?

Vielleicht schaue ich mal nach? Kann ja sein, dass sie noch mehrere Verletzungen hat. Aber ich zieh’ doch kein Mädchen im Schnee aus? Hmpf.

Ich richte mich erstmal wieder auf und check die Lage. Also atmen tut sie ja noch.

Okay, mal schauen. Mit welchem Fuß ist sie denn umgeknickt? Vorsichtig mal einen Schuh ausziehen. Als ich das machen möchte, fühle ich mich plötzlich irgendwie umhüllt von etwas. Keine Ahnung, was das jetzt schon wieder für eine Macht ist, aber es fühlt sich wunderbar an.

Ich ziehe dem Mädchen den Schuh aus und der Fuß ist richtig blau geworden. Aua.

Ich fange an, den Schnee, um mich herum einzusaugen. Meine Hände nehmen ihn auf, wie einen Magneten. Woah. Kucki hat mir ja mal gesagt, dass Wellenreiter mit der Wassermagie vertraut sind, die wiederum heilen können. Kann ich sie jetzt etwa heilen? Das wäre krass. Aber was muss ich machen? Schließlich lege ich einfach nur meine Hand auf ihren Knöchel.

Keine Ahnung, was hier passiert, aber ich schließe ganz automatisch die Augen und fühle dieses Wasser. So kräftig fühlt es sich an. Als ich meine Augen wieder öffne, sehe ich, dass der Knöchel wieder normal ist. Ich habe doch gerade gar nichts gemacht? Nicht mal ein Zauberspruch oder so.

Plötzlich erschrecke ich so richtig, als das Mädchen wieder zu sich kommt. Panisch und unbeholfen.

„Aaaaaaah, hau ab. Fass mich nicht an.“

Oh, oh. Ob sie mitbekommen hat, was ich gerade gemacht habe? Verdammt! Wie soll ich das jetzt erklären? Es passierte einfach.

Sie steht panisch auf und ergreift erneut die Flucht. Nein, bitte nicht. Bitte nicht schon wieder. Hmpf. Auf ein Neues.

„Ey, langsam reicht es mir. Wirklich.“

Bis ich dann die Oberhand ergreife und sie von hinten packen kann.

„Du packst mich jetzt nicht an. Verschwinde.“

„Nö.“

Aus dem Reflex heraus packe ich sie und halte sie ganz fest. Tja. Damit hat sie jetzt wohl nicht gerechnet.

„Huh?!“

„Wenn du mir sagst, wie dein Name ist und warum du abgehauen bist, dann lasse ich dich vielleicht los, okay? Und keine Ausreden.“

„Ich sag’ dir gar nichts.“

„Ich habe den ganzen Tag Zeit, okay?“

„Mir egal. Ich sage nichts. Vielleicht habe ich ja auch gar nichts gemacht?“

„Und wieso rennst du dann weg?“

„Weil ....!“

„Wie ist dein Name?“

„Hmpf.“

„Sag schon. Ich tu’ dir nichts, okay? Nur ich habe auch keine Lust, mit dir durch die ganze Nachbarschaft zu rennen.“

Ich merke, wie sie zittert. Aber was hat sie zu verbergen? Ihre Klamotten sind total kaputt und eine Dusche könnte sie auch mal wieder gebrauchen.

„Ich. Ich kann dir nicht sagen, wer ich bin. Weil .....“

„Weil was?“

„Weil ich nicht dahin will.“

„Wohin? Wer bist du? Vielleicht kann ich dir helfen?“

„Habe ich denn eine andere Wahl?“

„Ich denke nicht. Also?“

„Wenn ich dir meinen Namen sage, behältst du das für dich? Bitte. Es ist wichtig. Wenn mich einer sieht, dann .... Bitte. Ich habe Angst.“

Langsam löse ich meine Arme von ihr, aber lasse sie noch nicht los.

„Mein Name ist Jasmin Ember.“


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