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  • Kucki 232

Folge 169 - Ein kleines Lächeln


 

Am späten Nachmittag denke ich immer noch, dass Kucki bestimmt gleich durch die Tür kommt und weiter geht's. Doch das bleibt leider aus. Sie soll doch mitfeiern. Ich muss sie wohl mal suchen gehen. Aber dann erst morgen, da es gleich dunkel wird. Hoffentlich ist sie noch nicht weit.


Es wartet nämlich eine kleine Überraschung auf mich. Kucki soll das wohl geplant haben, damit wir alle mal am Winterzauber zusammen sind. Mam, Maik und Michelle sind nämlich schon in Chestnut angekommen und wollen das neue Haus beziehen. Der Rest folgt. Okay, Maik ist mir egal, aber dass Mam hier jetzt vor mir steht, gibt mir wieder Hoffnung.

Ich wusste echt von nichts.

„Hey, Mam. Cool, dass du hier bist.“

„Ja, ich freu’ mich auch. Habe eh viele neue Infos für dich, aber das möchte ich in Ruhe mit dir durchgehen. Jetzt möchte ich erstmal in meiner neuen Heimat ankommen.“

„Alles klar.“

„Lass dich drücken, mein Junge.“

Mam hatte mir mal erzählt, dass sie früher schon auf einem Bauernhof lebte. Ihr gefiel es sehr gut, bist der Hof dann abgebrannt ist. Hm, irgendwie kommt mir das gerade so bekannt vor.

„Ich hoffe, es ist okay für dich, wenn Michelle hier mit einzieht. Ich vermisse meine Tochter und möchte sie einfach um mich haben.“

„Äh, wirklich? Sie zieht hier ein? Äh. Okay.“

Jetzt bin ich gerade doch etwas überwältigt. Und das soll Kucki alles organisiert haben? Wie?

„Sollte es mal zeitlich nicht passen, wegen eurer Detektiv-Arbeit, dann nehme ich die Kleine natürlich rüber.“

Hach dieses Lächeln. So unbeschwert. Manno. Ich will auch wieder klein sein.

Wir sind hier aktuell auch sehr fleißig und bauen alles um. Jasmin bekommt wohl ihr Zimmer jetzt unten und Michelle wird in Isabelles alten Zimmer schlafen. Passt doch alles wunderbar. Nur hoffe ich, dass Kucki dann auch wieder nach Hause kommt. Meine Laune ist doch gerade etwas gespalten.

„Sie ist müde, Joel. Magst du sie eben ins Bett bringen?“

„Äh, klar. Klar. Cool, ja. Mache ich.“

Es ist so lange her, dass ich meiner Schwester die Windel gewechselt habe.

Klar, die Fahrt war bestimmt sehr stressig für sie. Guckt euch das an. Ist sie nicht knuddelig?

Wir müssen jetzt zwar noch viel an der Ranch machen, aber Michelle wird das weltbeste Zimmer bekommen. Das verspreche ich ihr.

Als ich mich dann zu Paps drehe, steht er nur da und schaut mich an. Okay.

Paps ist echt der beste. Egal, was ist: Er bleibt ruhig. Also meistens. Er schaut mich weiterhin einfach nur an, ohne was zu sagen. Wartet er jetzt auf irgendwas? Okay, das mit Kucki wäre da noch und so, aber was soll ich denn jetzt machen? Und das mit Jasmin.

Bis er mich schließlich nur in den Arm nimmt.

„Komm mal her. Großer“.

Okay, check.

„Kannst du dann aber mal schauen, dass Kucki wieder zu uns kommt? Das, was du da gelassen hast, ist echt unter aller Sau. Und rede bitte mit Jasmin. Ich kann sie nicht ewig weiter verstecken.“

„Oder meinst du, ich habe schon irgendjemandem gesagt, dass sie hier ist? Aber dafür gibt es ja den Zeugenschutz, bis die Lage sicher ist. Und so kannst du ja jetzt auch mal schauen, was für ein Ranch-Anwalt in dir steckt.“

„Okay.“

„Mir fällt ein, Joel. Wir werden das alte Revier beziehen. Dort wird dann unser neues Büro sein und wenn wir mal einen Straftäter schnappen, dann müssen wir ihn ja irgendwo hinsperren.“

Auch wenn wir immer noch nicht auf Pferden reiten und Kacke wegräumen oder eben die Sitten von Chestnut nachmachen, so fühlen wir uns hier trotzdem langsam wie Bewohner von diesem Dorf.


So, aber ich muss da wohl noch was anderes klären. Mein Ziel ist es, Kucki wieder hierherzubekommen und warum wohnt sie eigentlich nicht auch noch fest bei uns? Ob sie das cool finden würde? Das wäre mein Geschenk an sie. Und Paps hätte bestimmt nichts dagegen.


Einmal tief durchatmen und dann zu Jasmin gehen. Vielleicht kann der Winterzauber ja doch noch schön werden?

Als ich bei ihr vor der Tür stehe, brauche ich drei, vier, fünf, sechs, sieben oder mehr Anläufe, bevor ich mich es auch nur wage, irgendwie mal anzuklopfen. Ich dachte echt, dass auch sie wieder in die Höhle geht oder sowas.

Und dann denke ich so an Michelle und den Winterzauber und schwups, bin ich in Jasmins Zimmer. Also provisorischem Zimmer. Sollte sie bei uns bleiben, dann machen wir das natürlich noch chic und so.

Sie sitzt auf dem Bett und liest.

„Was liest du da?“

„Hm? Die goldenen Rosenblüten. Eine Liebesgeschichte.“

Aber zu einem vertieften Gespräch kommt es schließlich nicht. Also setze ich mich einfach nur aufs Bett.

Versuche es zumindest.

Okay, bevor ich mich überhaupt hinsetzen kann, steht Jasmin plötzlich auf und bringt das Buch weg. Mann, ey. Ich weiß echt nicht, was ich sagen soll. Ganz ehrlich.

Dann kommt Smokey noch mit dazu. Er scheint darauf zu warten, dass ich irgendwas sage. Oder sie. Wie auch immer. Sitzen tun wir beide schon mal.

Gefühlt dreißig Minuten vergehen.

„Mein Vater hat mir mal von dem letzten Magier erzählt. Ich weiß nicht, woher er das immer alles wusste, aber als diese Kucki da vorhin mit ankam, da kam alles wieder hoch, was er mir je erzählt hatte.“

„Er wollte immer nur das Beste für mich und war da. Als dann der Brand war, konnte ich nur zusehen, wie mein Leben vor mir zerstört wurde. Mutter, Kilian. Und eben auch Papa. Ich habe akzeptiert, dass meine Familie anders ist und ich es eben nicht bin, aber das ist okay. Es war trotzdem interessant, das alles mitzuerleben. Man glaubte immer, dass das Märchen sind und plötzlich schwebt ein Buch an mir vorbei.“

„Wem sollte ich das denn alles erzählen? Die hätten mich doch alle für verrückt gehalten?“

„Ich würde es dir glauben.“

„Ich hatte Angst und wusste nicht, wohin. Ich konnte es doch nicht riskieren, gefunden zu werden. Was hätte ich der Polizei denn sagen sollen? Dass einfach irgendwas abgebrannt ist?“

„Aber du hast die Dokumente nicht gefälscht, oder? Weil Paps meinte, dass ein Anfänger das wohl geschrieben haben muss. Viele falsche Angaben. Hast du doch nicht, oder?“

„Weil das wäre richtig übel. Aber ich werde dann alles tun, was ich kann, okay? Ich bin ja hier jetzt der Auszubildende Sheriff irgendwas von Anwalt. Warum ist dieser Name eigentlich so lang?“

Okay, sie schmunzelt kurz. Das ist gut.

„Nein, das habe ich nicht getan.“

Während sie mit mir redet, ist sie witzigerweise richtig ruhig. Da kenne ich manche Reaktionen aber anders von ihr. Sie wird auch nicht nervös, was dann den Anschein hat, dass dieser Sim lügt.

„Bist du denn der letzte Magier, von dem Papa erzählt hat? Du hast doch dieses goldene Tattoo. Darf ich das mal sehen? Läufst du damit einfach so auf der Straße rum? Jeder würde doch gucken?“

So neugierig habe ich sie noch nie erlebt und das bringt mich zum Schmunzeln.

„Ich habe es mir halt stechen lassen, sage ich dann immer. Aber ja, es war plötzlich da. An meinem Geburtstag entstand es.“

„Hm. Darf ich mal sehen? Und du hast meine Frage noch nicht beantwortet, hihi.“

„Liegt die Antwort nicht nahe? Hey, ich bin nicht stolz auf diesen ganzen Kram. Ich weiß noch nicht mal so richtig, was das alles bedeutet.“

Schließlich ziehe ich dann mein Oberteil aus, damit Jasmin es sich angucken kann.

Als sie dann aufsteht, drehe ich mich zur Tür und bemerke, wie sie langsam immer näher kommt.

„Wow. Tut das weh?“

„Nein.“

Bis sie dann anfängt, erst langsam mit dem Finger über den Rücken zu streifen. Schließlich dann mit der Hand.

Moment. Sie macht das doch jetzt nicht wirklich, oder?

Sie kommt immer näher und näher. Mittlerweile spüre ich ihren Atem auf der Schulter. Hey, sie soll sich das doch eigentlich nur anschauen.

Aber irgendwie ......

Ich drehe mich langsam um und schaue ihr direkt in die Augen.

Und verliere mich eine Zeit lang.

„Aber du. Ich, äh. Ich muss Paps jetzt helfen, okay? Meine kleine Schwester ist jetzt hier und wir müssen noch viel umbauen. War schön, mit dir zu reden.“

So schnell habe ich meinen Pullover noch nie angezogen. Doch, einmal. Als ich bemerkte, dass ich total verpennt hatte und dann zu spät zur Schule kam.

Jetzt kann der Winterzauber kommen. Kucki werde ich auch schon noch finden und dann wird es Zeit, dass ich auch ihr mal helfe.


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