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Folge 170 - Das kann warten

  • Autorenbild: Kucki 232
    Kucki 232
  • 3. Nov. 2023
  • 6 Min. Lesezeit

Am nächsten Tag möchte ich mich langsam aufmachen, um Kucki zu suchen. Hoffe, sie war in Sicherheit und musste nicht frieren. Es ist echt mies, dass man sich über alles einen Kopf machen muss, nur nicht um sein eigenes Leben. Also, einfach nur mal ein normaler achtzehnjähriger zu sein. Magie hier, Magie da. Und dort noch die Welt retten. Nein, es reicht. Die Winterzauberferien haben angefangen und jetzt will ich erstmal meine Ruhe haben. Das Einzige, was für mich gerade nur zählt, ist Jasmin.

Und auch Mam möchte ich das klarmachen. Sie drängt mich schon die ganze Zeit, mit ihr zu reden. Nö.

„Joel, aber dann lies dir wenigstens den Brief von Katharina durch, okay? Bitte.“

„Du kannst doch jetzt nicht einfach so auf stur stellen, wenn da draußen ehemalige schwarze Magier rumlaufen? Verdammt. Es betrifft auch dich und uns wurde schon oft genug das Leben ruiniert. Willst du das echt nochmal?“

„Mam? Lass mir doch wenigstens den Winterzauber, ja? Bitte. Ich möchte einfach nur mal ein normaler Sim sein. Mehr nicht. Nur diese Zeit. Es interessiert mich außerdem nicht, was Katharina schreibt. Es ist zu spät.“

„Also?! Ich möchte Jasmin näher kennenlernen und sie braucht meine Hilfe mehr, als Katharina. Sie soll sich selbst helfen. Sie hat doch jetzt Max.“

„Joel. DAS wird dich interessieren und da kannst du nicht einfach wegschauen. Hör auf damit und lies den Brief.“

Okay, Mam wird langsam etwas stinkig, aber ich bleibe stark. Mir wurden schon genug Tage ruiniert und dieser Winterzauber soll was Besonderes werden. Also stehe ich einfach nur auf und gehe.

Ja, was soll ich denn auch sonst machen? Schwarze Magier können mir doch eh nichts. Die puste ich einmal weg und dann ist Ruhe. Meiner Familie und Jasmin kommt niemand zu Nahe. Dafür werde ich sorgen. Und wenn doch, dann haue ich denen einen Feuerball um die Ohren, auch wenn ich immer noch nicht so richtig weiß, wie man den überhaupt losschießt.

Mein Handy vibriert und es ist sogar Kucki. Das nenne ich mal Timing. Sie ist jetzt noch die Einzige, worum ich mich noch kümmern werde und dann heißt es Füße hochlegen und die Feiertage genießen.

Okay?! Sie ist in der Höhle auf der Treppe ausgerutscht? Wie hat sie denn die Höhle gefunden? Hoffe, es ist alles okay und sie hat sich nichts gebrochen. Ja, die Treppe ist wirklich sehr rutschig. Vielleicht hatte Jasmin deswegen diese Knieverletzung? Einmal nicht aufgepasst und schon liegt man unten.

Aber mir ist es recht, Kucki jetzt so helfen zu können. Schön, dass sie mich direkt angeschrieben hat. Ich hätte eh nicht gewusst, wie ich mich hätte entschuldigen können. Habe ja nun mal diesen Mist gesagt.

Ich schreibe ihr, dass ich mich auf den Weg mache.

Schnell noch Paps Bescheid sagen und dann nichts wie los. Habe jetzt echt kein Bock mehr auf irgendwelche Zwischenfälle. Nein, ich mache dann dicht bei mir.

„Paps? Kucki hat mich eben angeschrieben. Sie ist in der Höhle. Ich geh’ da eben hin und hol sie ab, okay?“

„Sie ist da ausgerutscht und kann nicht mehr laufen.“

„Und dann werde ich mich auch gleich bei ihr entschuldigen. Also wenn das okay ist, dann ähm. Dann gehe ich eben.“

Er schaut mich nur an und sagt eben nichts. Das verunsichert mich.

„Ist doch okay. Soll ich dir helfen? Wenn Kucki nicht laufen kann, dann braucht sie vielleicht einen Krankenwagen.“

„Ich denke, ich komme klar. Immerhin habe ich es verbockt und wegen mir ist sie in dieser Lage.“

„Okay, melde dich, wenn du Hilfe brauchst. Ich bin nachher mit Jenny aber noch in der Stadt. Wir wollen für den Winterzauber einkaufen.“

„Alles klar. Cool. Ich freu’ mich schon.“


Ich ziehe mir meine Jacke über und auf geht's zur Höhle. Zum Glück ist es erst Mittag. Hätte ja Kucki jetzt eh gesucht und so macht sie es mir etwas leichter. Trotzdem blöd alles.

Nur dann bemerke ich, dass wohl noch jemand mitkommen möchte.

„Hey. Ich habe gehört, dass du zur Höhle willst. Kann ich mitkommen? Ich habe dort noch einige Sachen vergessen.“

„Äh. Was ist, wenn dich jemand sieht? Meinst du, das wäre jetzt nicht riskant? Also ich ähm. Ich möchte halt nicht, dass man dich sieht und dann alles noch schlimmer wird, verstehst du?“

Ja, ist ja auch so. Das würde ich einfach nicht zulassen.

„Echt jetzt? Ich habe drei Monate draußen gelebt und mich hat niemand gesehen. Ich konnte in Ruhe klauen, ohne dass mich jemand geschnappt hat, hihi. Wenn dann wäre es deine Schuld, wenn man mich sieht, da du unvorsichtig wärst.“

Sie muss grinsen. Okay. Das kenne ich jetzt noch nicht an ihr.

„Äh, hä? Wieso bin ich dann schuld?“

Nein, ich bin echt irritiert heute.

Ich versuche mich halt auf die Feiertage zu konzentrieren. Schön gemütlich, mit heißem Kakao und Keksen. Dann schöne Lieder vor dem Winterzauberbaum. Hey, das wäre doch echt mal

ein schönes Bild. Hatte ich überhaupt schon mal ein solches Fest?

„Ja, was? Ich passe schon auf mich auf und möchte ja nur kurz mit zur Höhle. Und bevor mich jemand sieht, verstecke ich mich hinter dir.“

„Okay.“

Hm. Jetzt muss ich doch gerade darüber nachdenken, was Mam gesagt hat. Also das mit den schwarzen Magiern. Klar, sie können nicht mehr zaubern, aber wer weiß, was sie so noch anstellen können? So ein Leben können sie trotzdem zerstören. Und wenn es nur mit natürlichen Mitteln ist. Puh. Aber wer soll denn bitte noch ein schwarzer Magier sein? Nein, aus, vorbei. Nicht jetzt. Ich möchte die Gedanken abschütteln und gehe mit Jasmin eben zur Höhle. Hoffentlich sieht uns niemand. Sonst habe ich mir da nie so die Gedanken drum gemacht, aber seit sie bei uns ist, mache ich mir Sorgen, wenn sie raus möchte. Ich möchte immer mehr auf sie aufpassen.

„Bist du sicher, dass du mit willst? Ich kann dir doch eben auch alles mitbringen?“

Ja, ich mach’ mir halt 'nen Kopf. Schlimm? Aber sie lächelt nur und geht voran. Natürlich schaut sie immer aufmerksam in alle Richtungen. Hoffentlich hat das Versteckspiel mal ein Ende. Ich habe nämlich so richtig Lust bekommen, mit dem Mädchen mal ins Café zu gehen. Ob sie Lust hat?


Wir kommen bei der Höhle an und weit und breit war niemand zu sehen. Ich habe ja auch noch doppelt mit aufgepasst.

Jasmin macht ganz große Augen, als wir zum Eingang gehen.

Als ob sie nochmal an die Zeit hier zurückdenkt. Nein, die Zeiten sind jetzt vorbei. Jetzt braucht sie nicht nochmal in so einer Höhle leben. Auch wenn der See da unten echt cool ist. Oder was das auch immer darstellen soll. Wer hat das da eigentlich gebaut?

„Ist alles okay? Wollen wir runter? Aber nicht, dass du auch noch ausrutscht. Ich halte dich dann fest.“

Sie nickt nur. Dass sie überhaupt hier die ganze Zeit so überlebt hat, das rechne ich ihr hoch an. Jasmin ist sehr stark. Und eben auch vorsichtig. Das habe ich ja schon zu spüren bekommen.

Ich gehe also vor und sehe schon von oben, wie Kucki da auf dem Boden sitzt.

Mies fühle ich mich jetzt erst recht. Saß sie die ganze Nacht hier so in der Klemme? Auf jeden Fall höre ich nur ein „Pfff“ und „Pöh.“ Ach, eingeschnappt ist sie immer noch. Wunderbar. Dann hätte sie doch lieber Paps fragen sollen und nicht mich?

„Geht es dir denn so weit gut? Brauchen wir einen Krankenwagen oder vielleicht doch schon einen Leichenwagen? Haha.“

Hey, kommt. Der war gut, haha. Ja, was auch? Sie sitzt da und ist total eingeschnappt. Schaut sie euch doch an.

„Und kann ich mir das mal angucken? Vielleicht kann ich es ja heilen?“

„Blablabla. Nichts wirst du machen. Ich werde das schon alleine schaffen. Pff.“

„Ja, toll. Dann kann ich ja wieder gehen, oder nicht? Komm, Jasmin. Hast du alles? Dann lassen wir Kucki eben hier. Selbst schuld.“

„Wie? Du willst doch jetzt nicht gehen und mich hier alleine lassen? Joel, das kannst du doch nicht machen! Ich, ich. Wo soll ich denn hin?“

Also manchmal ist Kucki echt zum Schießen. Sie nimmt echt alles wörtlich und kann dementsprechend aber auch schnell beleidigt sein. Ich habe das Gefühl, dass es ihr schwer auf dem Magen liegt, keine Ahnin mehr zu sein. Hmm, okay. Aber auch da habe ich mir schon viele Gedanken drüber gemacht. Sie hilft über Jahrhunderte ihrer Familie und plötzlich hat sie keine Macht mehr dazu. Und dann komme ich, der ..... hmm. Der irgendwie nur an sich denkt. Nein, tu’ ich doch eigentlich gar nicht, oder? Aber sowas geht mir halt durch den Kopf. Was habe ich denn in der letzten Zeit für die Welt getan? Toll. Mich unter Kontrolle zu halten. Also meistens. Hm. Und weiter? Egal.

„Komm erstmal her. Immerhin hast du mir eine SMS geschickt, also bringe ich dich jetzt wieder nach Hause.“

Als ich mich zu ihr runterbeuge, bemerke ich, dass sie ganz schön friert. Hmpf. Ich hebe sie hoch und jetzt erst merke ich, wie erschöpft sie eigentlich ist.

„Alles gut, Kucki. Ich bringe dich nach Hause.“

Es ist gerade nicht einfach, so zu sein, wie ich es eben bin. Jetzt, als ich Kucki zurücktrage, wird mir bewusst, wie sehr mich die Welt eigentlich braucht. Wie alles schnell zusammenfallen kann. Und ich mache einfach nichts dagegen.


Später stehe ich am Fenster und beobachte die Schneeflocken. Ich denke nach. Worüber weiß ich eigentlich selbst noch nicht so richtig. Hm. Es sind noch so viele offene Baustellen vorhanden und ich weiß einfach nicht, wo ich anfangen soll? Was ich überhaupt machen soll? Jeder sagt, ich soll die Welt retten und so. Aber soll ich mich jetzt einfach so auf einen Berg stellen und einen Zauberstab schwingen?

Bevor ich mich überhaupt irgendwo reinstürze, habe ich aber noch eine Bitte an die Welt: Lasst mir nur diesen einen Winterzauber, ja?

Nur diesen einen.

Ich möchte erstmal meinen Kopf leerpusten und anfangen, mir wieder eigene Ziele zu setzen. Und dann können sich diese schwarzen Magier meinetwegen warm anziehen.

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