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  • Kucki 232

Folge 48 - War was?


 

Ich gehe zu Joel ins Zimmer und sage ihm, dass ich nach vorn schauen möchte. Es bringt nichts, wenn alles um mich herum zerbricht und nicht wenigstens ich stark bleibe. Emily hat ihr Schicksal gewählt und bei mir braucht sie jetzt eh nicht mehr ankommen. Seit sie mir gesagt hat, dass sie mit dem Maik ins Bett ist, war für mich die Sache klar.

„Klar, Paps. Das ist jetzt auch wichtig. Du siehst ja deine Mandanten. Für sie bist du der perfekte Detektiv.“

Da hat er recht und genau deswegen möchte ich nach vorn schauen. Soll mein Job jetzt auch drunter leiden? Ich denke nicht. Es reicht, wenn eine Sache zerbrochen ist. Ich habe mir meinen Job hart erarbeitet.

Und ich bemerke, dass es ohne Frau irgendwie doch angenehmer ist. Ich fühle mich freier. Endlich kann ich mal in Ruhe duschen oder baden, ohne dass sie mich überfällt. Das Problem ist hier nämlich, dass ich nicht weiß, ob das alles nur ... nein. Ich weiß nicht, wie ich es gerade beschreiben soll. Als ich früher mit Verena zusammen war, da war das irgendwie anders. Sie konnte auch mal mit mir lachen. Ihre Nähe fühlte sich wunderbar an. Sie hat meine Wange gestreichelt und sowas. Nun ja. Und Emily? BH auf und gib ihm. Anders kann ich das gerade nicht ausdrücken.

Trotzdem sind wir durch dick und dünn gegangen. Sie war eben da.


Heute habe ich auch das Zimmer angefangen, etwas zu gestalten. Das Ehebett macht mich krank und so kam das kleine hierhin. Ich werde es mir hier schön einrichten und dann die Nächte genießen. Kann doch auch ganz schön sein. Nur eben erstmal dran gewöhnen. Die Frau ist für mich gestorben. Aus. Ende.

Vielleicht danke ich dem Maik ja mal, dass er mich erlöst hat. Ja, es klingt gerade hart, aber wenn ihr meine Geschichte erfahrt - meine Eindrücke. Dann werdet ihr auch wieder anders über die Sache denken. Aber dafür muss ich erstmal die Worte finden. Den Kopf habe ich dazu aber noch nicht frei. Nein. Trotzdem fehlt sie mir. Sehr sogar. Emily ist immerhin mein halbes Leben gewesen. Und obendrauf haben wir noch sieben Kinder. Muss es dann aber trotzdem so perfekt gewesen sein?

Heute möchte ich darüber nicht mehr nachdenken.

In der Nacht höre ich Michelle durch das Babyphon. Die kleine veranstaltet da wieder einen Zirkus. Sie ist ein kleiner Wirbelwind. Eigentlich so zappelig wie ihre Mam. Nie lange auf einer Stelle. Und dann hat sie ihre Augen. Hmpf. Überall sehe ich Emily.

„Hey, du kleines Monster. Was machst du denn hier wieder für Party? Ich glaube, ich muss dir hier mal ein Trampolin reinstellen oder so eine Hüpfburg. Wäre das was?“

Und dann lässt sie auch noch die himmlischste Stinkwolke los.

„Boah. Echt jetzt? Da stinken ja Mülltonnen noch besser. Puh. Wo hast du das denn her?“

Ja. Manchmal furzt sie wie eine Göttin. Nur ohne Rosenduft. Ich muss schmunzeln.

„Dann schaue ich wohl das nächste Mal besser auf die Inhaltsstoffe, was? Dann klappt das auch mit dem besseren Durchzug da unten.“

Sie ist schon eine Süße. Aber eben wieder auch nur so ein „Dusch-Unfall“.

Man hat immer so viel für die Familie getan, doch es fühlte sich mit Emily irgendwie oft so an, als wenn ich ihr im Weg stehen würde. Sie hat mir immer die Schuld dafür gegeben, dass sie nur zuhause rumhängt und putzen muss. Ich bin mal ganz ehrlich. Ich habe eigentlich immer geputzt. Ja, natürlich hat sie auch ihren Teil beigetragen, aber sie war mehr am Telefonieren und wenn Emily dann immer anfing, über mich zu erzählen, war das nicht so schön. Ich habe nie so wirklich darüber geredet. War eben still. Habe eben alles versucht.

„Boah. Verdammt nochmal, Michelle. Das riecht ja echt nicht gesund. Muss ich mal schauen, was das sein könnte.“

Selbst als Michelle auf die Welt kam, wurde Emily der Job immer wichtiger. Plötzlich kam sie gutgelaunt nach Hause und ich habe ihr das perfekte Essen gemacht. Sie hat gegessen und nicht mal gesagt, dass es gut geschmeckt hat oder so. Nicht mal ein Danke. Nichts.

Und dann sehe ich wieder die Kleine und die Welt sieht anders aus. Ich schüttle mit dem Kopf und lasse mich nicht mehr runterreißen. Nicht noch einmal. Es waren ja auch viele schöne Zeiten mit dabei. So ist es nicht.

Ist ja nicht so, dass Michelle schon stinkt wie die Hölle und da pullert sie mich auch noch an. Ja ja. Witzig. Haha. Was man hier nicht alles mitmacht.

„Goottt, Micheeeeeelle. Was?!“

Ich habe dieser Windel den Kampf angesagt und bleibe trotzdem cool. Es gab schon weitaus schlimmeres. Einen Vorteil hat es doch: Dieser Gestank vertreibt Einbrecher. Immer positiv sehen.

„So, dein Pöppes ist sauber und Kind glücklich. Dann schlaf mal schön. Hab dich lieb.“

Am nächsten Morgen mache ich für uns Frühstück. Joel schafft es wenigstens, sich auch mal über Dinge zu freuen, die ich auf den Tisch zaubere. Für Emily war das immer eine Selbstverständlichkeit. Und das wurde über die Jahre immer schlimmer. Irgendwann dachte ich nur noch, dass ich der Hausmann bin, der nebenbei noch Fälle löst und das Geld in die Kasse spült. Emily machte sich immer mehr rar.

„Hey, Morgen. Möchtest du noch 'nen Kaffee oder so? Denke, so wie du aussiehst, könntest du eine ganze Kanne gebrauchen.“

„Hmm? Ne.“

„Wie geht es dir denn? Wie läuft es mit Katharina? Du strahlst so. Das ist schön.“

„Fehlt noch was im Essen? Denke, ich habe das doch gut hinbekommen. Oder Mist. Schnittlauch fehlt. Hmpf. Wusste ich es doch.“

„Äh, Paps?! Alles gut.“

Ich habe auch viel über Aurelie, Madleen und Niklas nachgedacht. Jedes Mal, wenn ich dort anrufe heißt es, dass sie keine Zeit haben. Keine Zeit, um mal mit ihrem Paps zu reden? Sie wissen doch ganz genau, was passiert ist. Und dann schaue ich nur geradeaus und sehe eigentlich, wer der Einzige ist, der zu mir hält. Und Emilio und Joshi. War gestern noch ein lustiger Nachmittag. Sie haben mich gut abgelenkt. Und der Burger war toll.

Immerhin hat Joel jetzt eine Freundin. Nettes Mädchen. Sie ist ganz anders als Emily. Fast schon wie Verena. Warum musste dieses Mädchen nur sterben? Wie es heute wohl ausgesehen hätte, wenn der Unfall nicht gewesen wäre?

„Nachher kommt Alex vorbei. Wir möchten über Jimmy reden. Ich weiß nur nicht, ob es angebracht wäre, wenn du dabei bist. Dein Praktikum ist ja jetzt vorbei, was sehr schade ist. Obwohl. Ach, es ist okay. Immerhin war er dein Onkel.“

Bis ich dann wieder Emily vor mir habe. Als ich sie das erste Mal in Sulani in den Arm genommen hatte, weil sie ihre Schlüssel vergessen hatte. Und dann sagte sie mir immer, dass ich es nicht schaffe, sie zu umarmen? Ich konnte es einst. Ja, das konnte ich.

Irgendwann wurde ich ruhiger. War halt so.


Und nun habe ich für mich entschieden, dass das Leben weitergeht. Mit dem Rest, der noch da ist. Ich werde alles dafür tun, dass es ihnen gutgeht. Wir packen das gemeinsam.

„Huiiiiii, bruuuummmm. Vorsiiiiicht, es kommt angeflogen.“

„Jamjam.“

Michelle kann sogar bald krabbeln, wie es aussieht. Toll macht sie das.

„Na, komm schon, Süße. Du schaffst das. Hier zu mir.“

Während Joel sich draußen um alles kümmert. Er kann echt gut mit Tieren. Letztens sagte er mir, dass wir unbedingt Jingles und Alaska finden müssen. Sie müssen ja irgendwo da draußen herumirren.

Meine Kerzen sind sogar jetzt tausendmal besser als die von Emily. Ha.

Oben ist auch alles unter Kontrolle.

Als wir mit allem fertig sind, ist es früher Nachmittag. Das Haus glänzt förmlich. Joel und ich sind ein gutes Team. Nur wir zwei gegen den Rest der Welt.


Alex kommt gegen zwei zu uns. Er ist eigentlich der Grund, warum ich heute Privatdetektiv bin. Und mittlerweile sogar mein bester Freund. Bei ihm war ich viel, wenn mir die Decke auf den Kopf gefallen ist. Wenn ich einfach nur rausmusste. Mittlerweile weiß Alex sehr viel. Und da war es gerade er, der dann auch sagte, dass er irgendwie das Gefühl hat, dass es nicht mehr lange zwischen Emily und mir hält.

Wir sind zusammen zur Schule gegangen. Parallelklasse.

„Also, Marc. Ich habe mich mal etwas umgehört und die Polizei übernimmt den Fall komplett. Sie haben Wind davon bekommen, dass ihr verwandt seid und du weißt ja.“

„Du sollst da aber trotzdem bald mal hin. Wollen wissen, was du gesehen hast und so.“

„Ich habe einen toten Mann gesehen. Reicht das aus? Meinen Bruder.“

Da ich den Fall dann eh nicht übernehmen kann, kann mein Sohn jetzt auch mithören. Er ist eh neugierig. Es geht uns alle was an. Immerhin hat auch er diesen toten Mann gesehen.

„Marc, die Sache ist. Ich habe etwas Nachforschungen gemacht, was Sebastian betrifft. Also Jimmy meinetwegen auch. In der Jugend hat er oft Krawall gemacht. Ruhestörung. Nötigung. Alles dabei. Kleinkram. Er war ein schwerer Fall. Dann ist er verschwunden. Keine Ahnung. Die Spur war abgebrochen.“

„Äh, okay.“

„Was mich jedoch wundert, ist, wie dieser Freund ins Bild passen soll. Also, von dem du mir erzählt hast. Er ist unauffällig. Arbeitet in einer Bank. Alles sauber. Mich macht es nur stutzig, dass gerade ein Freund von Jimmy bei deiner Frau auftaucht.“

„Exfrau bitte, ja?“

„Ich unterschreibe das sogar. Exfrau. Mir auch egal, in was sie da reingezogen wurde. Sie hat mit einem anderen geschlafen. Punkt.“

Gestern habe ich mit Joel auch noch intensiv darüber gesprochen und er sagte mir, dass er alles mitbekommen hatte. Es tut mir echt total leid für die Kinder, aber Emily ist die, die alles verbockt hat. Tja, und Alex hatte eben recht. Ich wollte es nur nie glauben.

„Die Polizei sucht jetzt außerdem das Messer. Es war keines am Tatort. Aber es war definitiv ein Messer. Fünf Stiche. Das konnte keiner überleben. Sie dachten erst an Selbstmord. Sebastians Hände waren blutverschmiert. Aber er kann es auch so festgehalten haben. Aber wo zum Geier ist dann das Messer?“

„Alex. Sie hat mich total hintergangen. Sie ist fremdgegangen. Verstehst du das? Sie hat mir wehgetan und dann wird Jimmy ermordet. Egal, wer oder was es war: Wer auch immer mir mein Leben ruinieren möchte: Er wird büßen.“

„Das ist doch krank. Ich habe niemandem was getan. Ist als nächstes Michelle dran? Oder Joel? Ich habe doch kaum noch was.“

„Hey, bleib erstmal ganz ruhig. Wir werden rausfinden, was passiert ist und ob es einen Zusammenhang gibt. Jackson hat den Fall bekommen. Immerhin ist es schon mal an der richtigen Stelle.“

„Ja. Und dann werde ich ....!“

In dem Moment klingelt Joels Handy. Erst sagt er nichts.

„Ja, Mam. Okay.“

„Vielleicht wird sich ja doch einiges klären. Ich finde, wir sollten nicht gleich den Teufel an die Wand malen. Vielleicht ist Emily ja selbst Opfer von irgendwas. Wir werden es rausfinden.“

Joel legt sein Handy zur Seite und schaut uns der Reihe nach an.

„Mam möchte sich mit mir treffen. Allein.“

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