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  • Kucki 232

Folge 50 - Der vermisste Junge


 

Langsam gewöhne ich mich daran, dass meine Frau weg ist. Sie fehlt mir nicht mal mehr. Wunderbar. Kann das Leben ja weitergehen. Zwischendurch ruft Emily nur mal an und möchte Michelle sprechen. Ist ihr gutes Recht und da halte ich ihr die Tür immer offen.


Trotzdem könnte mein Tag etwas besser starten. Nicht so, auf jeden Fall. Es ist vier Uhr morgens und ich erlebe eine Katastrophe. Ja, wirklich eine Katastrophe. Wir reden jetzt nicht weiter drüber.

Ich habe noch nie einen Gestank erlebt, wie diesen. Und da, wo ich heute so voller Tatendrang bin. Meinen Job weiterzumachen. Sowas. Doch Michelle hat da wohl andere Pläne.

Bäh. Schnell unter die Dusche. So ekelhaft. Manchmal würde ich Michelle einfach gern vor Emilys Tür setzen und dann kann sie zusehen. Nur welche Tür? Ich weiß nicht mal, wo sie jetzt ist. Will ich das wissen? Hm. Wenn ich den Maik erwischen würde, dem würde ich dann eh .... Hmpf, nein. Nicht am frühen Morgen, sowas.

Nachdem ich also morgens um vier so geduscht habe, bade ich dann auch meine Tochter noch morgens um vier. Wenn man schon dabei ist. Toll. So viel Schlaf heute. Arghs. Wie soll ich nachher so arbeiten?

Und dann bleibt in letzter Zeit wieder alles liegen. Was macht Joel hier eigentlich? Er kann auch mal mit anpacken. Macht er doch sonst auch immer.

Na klar Wenn wir schon dabei sind. Der Junge schludert ganz schön. Er kann auch mal was machen und nicht nur mit seiner Katharina rumknutschen. Geht gar nicht.

Das werde ich ihm auch direkt gleich beim Frühstück unter die Nase reiben. Heute hat er ja wieder Schule. Joel war schon sehr nützlich bei der Arbeit. Man merkt, dass ihm dieser Job Spaß macht.

„Manchmal habe ich das Gefühl, dass dein großer Bruder besser putzen kann als du. Was ist los mit dir? Seit wann lässt du alles liegen?“

„Ich verstehe voll und ganz, wenn dich das mit Mam mitnimmt und so soll es auch sein, aber ich kann jetzt auch nicht einfach alles liegen lassen, verstehst du? Oder willst du Michelle allein versorgen, damit ich das machen kann? Bist ja immerhin alt genug. Kannst sie dann ja mit in die Schule nehmen, damit ich arbeiten kann.“

„Ja, sorry, Paps. Kommt nicht wieder vor. Ich weiß auch nicht. Manchmal denke ich, dass ich alles hinbekomme und dann ....“

„Das bekommen wir hin. Und wir werden auch erfahren, warum Mam plötzlich so reagiert hat. Ich bin ja dran, aber mir sind die Hände gebunden. Eigentlich.“


Gut, da sind wir uns dann wohl einig. Ich verstehe meinen Sohn. Deswegen versuche ich ja auch alles, um für ihn da zu sein. Und für Michelle.

„Na, Stinkie. Heute muss Paps aber ein bisschen arbeiten. Das bekommen wir hin, oder? Ich denke.“

Ich liebe meine Kinder und würde selbst durchs Feuer für sie laufen.


So kümmere ich mich um den Haushalt und sehe zu, dass wieder alles blitzeblank ist. Michelle ist rundum glücklich und jetzt kann ich mich hoffentlich auch endlich mal wieder auf meine Arbeit konzentrieren. So viel ist liegengeblieben. Nun ja. Ich hatte ja auch keinen Kopf dazu. Aber die Sims da draußen brauchen mich. Also gehe ich alle Mails durch. Sind wirklich so einige. Okay?! Was hat Joel denn hier schon wieder gemacht?

„Sie sind bestimmt ein bezaubernder Sohn, bei diesem wunderbaren Detektiven.“

Äh.

„Grüßen Sie ihren Vater von mir.“

Okay, das muss ich ihm lassen. Er hat sich echt bei allen Mandanten gemeldet. Wow. Keiner ist mir böse.

Schließlich gehe ich dann auf meine Website und schaue, ob sich da etwas getan hat.

Ich bin wieder voll dabei. Total in meinem Element. Das hat mir gefehlt. Schließlich rufe ich Mandanten an und auch mögliche.

„Ja, guten Tag. Marc Duvan hier. Äh, ja. Freut mich, dass ich ihnen gefehlt habe. Ja, wir finden ihre Katze. Ganz bestimmt.“

„Ja, Hallo. Marc Duvan hier. Äh, nein. Sie brauchen mir jetzt keinen Kuchen backen. Es ist alles okay. Mir geht es gut.“

Ich habe viele ältere Sims, die meine Hilfe benötigen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie sich beim Bingo-Abend über mich unterhalten. Plötzlich rufen massig ältere Sims an. Kann aber auch mal ganz lustig sein.

Bis ich dann wieder in den Mails rumwühle und sehe, dass eine junge Frau ihren Sohn vermisst. Okay. Die Mail ist von gestern. Noch nicht alt. Da rufe ich gleich mal an. Solche Fälle gehen mir recht nahe, auch wenn ein Kind öfter mal irgendwo nur länger geblieben ist und die Eltern gleich eine Vermisstenanzeige aufgegeben haben.

„Okay, klar. Treffen in Windenburg. Ja, bekomme ich hin. Kein Problem.“

Die Frau hat es auch sehr eilig. Sie ist sehr panisch. Immerhin ist die Mail von gestern und der Kleine ist immer noch nicht zuhause. Da muss ich hin.

Michelle schläft noch. Okay. Warte ich noch ein paar Minuten. Muss eh noch einen Bericht schreiben. Dann aber los. Möchte die Frau nicht warten lassen. Ich habe leider schon einige Fälle erlebt, wo es nicht so rosig ausging.

Ich bin froh, dass Michelle bei mir ist. Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn Emily da mit ihrem Neuen ein glückliches Leben hat, wo MEINE Tochter mit dazwischensitzt. Bei einem FREMDEN Vater. NIEMALS!


So egal. Ich muss los. Michelle auf den Rücken geschnallt und los geht's.

Nach Windenburg ist es auch nicht so weit. Da können wir kurz zu Fuß hingehen. Was ich aber nicht bedacht hatte ist, dass es leicht regnet. Ein Regenschirm wäre jetzt angebracht gewesen. Es ist aber noch recht warmer Regen. Das werden wir wohl überleben.


Langsam nähere ich mich auch dem Treffpunkt. Die Frau hat Angst, mich bei sich zuhause zu treffen.

Etwas weiter steht auch eine gedankenverlorene Frau. Ob sie das ist? Na ja. Ich denke schon. Warum frage ich eigentlich? Man erkennt sie schnell. Wie sie sich geben und so. Auffällig ist, wenn sie mit dem Fuß nervös hin- und hertippeln.

Ja, sie ist wirklich sehr nervös. Es ist schlimm, wenn so eine junge Mutter schon sowas erleben muss. Meist sind es dann die Ehemänner, die einfach ihre Kinder mitnehmen. Gab aber natürlich auch schon Fälle, in denen es umgekehrt war.

Erstmal pirsche ich mich langsam heran. Jetzt muss ich sowieso aufpassen, da ich Michelle mit dabei habe. Zwar habe ich nichts zu befürchten, denke ich. Trotzdem kann ich sie ja nicht einfach so irgendwo hinnehmen. Wer weiß, was passiert?

Die junge Frau bleibt schließlich auch endlich mal an einer Stelle stehen und schaut mich jetzt an.

Schließlich gehe ich dann aber wieder ein Stück zurück und sie fängt dann auch an zu reden.

„Hallo. Ich nehme an, sie sind Marc Duvan?“

Ich nicke nur.

„Können sie mir so viele Details geben wie möglich? Haben sie Fotos dabei? Irgendwie sowas. Wir dürfen keine Zeit verlieren.“

Ist ja auch so, denn langsam werde ich ordentlich nass, haha.

„Äh. Mein Ex und ich hatten uns gestritten und als ich am nächsten Morgen aufgestanden bin, war der Kleine weg. Er ist doch erst 8.“

„Er kann doch nicht einfach unser Kind mitnehmen. Nein. Nicht er. Der Junge kann doch gar nichts dazu. Ich kümmere mich so rührend um ihn und .....“

Ja, das ist meist so. Wenn Sims panisch sind, dann können sie plötzlich viele Infos geben, aber nicht die, die nützlich sind.

„Wenn er bei meinem Ex ist, dann ist das nicht gut. Er wird oft sehr laut und wenn ihm, was nicht in den Kragen passt, dann schmeißt er schon gern mal mit Gegenständen. Das macht mir Angst.“

Die Frau fängt langsam an zu weinen und ich hoffe ja auch wirklich für sie, dass ihr Ex nicht mit ihm abgehauen ist. Ich hatte auch schon mal einen Fall, da ist eine Frau einfach mit ihrem Kind abgehauen. An der Grenze hat man sie gefunden. Der Ehemann total in Sorge. Es ist immer traurig, wenn gerade die Kinder irgendwo zwischenstehen. So wie eigentlich auch bei Emily und mir. Aber sie weiß, was ich von solchen Situationen denke. Da bin ich sehr sensibel drin. Kinder dürfen nie irgendwo in der Mitte sein bei sowas.

„Sein Name ist Lukas. Ein richtig süßer Junge. Sehr schlau. Ich weiß nur nicht, wo sein Vater sein könnte. Eigentlich immer bei seiner Mutter, aber sie hat ihn nicht gesehen.“

Schließlich kommt sie ein Stück näher. Ich sehe, wie sie immer versucht, ihren Kummer zu verstecken. Versucht stark zu bleiben. Und nachher, wenn das Treffen zu Ende ist, wird sie weinen. Das weiß ich. Da wird sie alles rauslassen, was sich in diesen Minuten anstaut.

„Können sie mir denn helfen? Mein Sohn braucht mich. Er ist auf mich angewiesen, verstehen sie? Mein Mann kann damit nicht umgehen. Exmann.“

Ich schaue die Frau die ganze Zeit an. Bemerke es eigentlich erst gar nicht.

Vielleicht sind es gerade die Erinnerungen, die mir hochschießen, als ich damals Emily kennenlernte. Und wir dann irgendwann so alt waren, wie diese Frau. Wie alt mag sie sein? 24? Auf jeden Fall sehr jung. Aber hmm. Dann wäre ihr Kleiner ja sehr früh entstanden.

„Und .... kann ......dann...... wüsste. Verstehen sie?“

„Und wenn er bei seinem Vater ist, dann ....“

Ich hoffe, dass Michelle sowas nie mitmachen muss. Was auch immer Emily vorhat: Sie lässt die Kleine aus dem Spiel.

Ich schüttle mit dem Kopf und bemerke, dass ich mich total verloren hatte. Verdammt. Ich habe hoffentlich nichts Wichtiges verpasst. Das darf nicht passieren. Nicht sowas.

Daher sage ich ihr:

„Sie können mir auf meiner Webseite Bilder schicken. Ich habe da eine E-Mail-Adresse, die für sowas ist. Da können sie mir alles zusenden, was sie haben. Schauen Sie. Da!“

„Sie klicken dann darauf und dann können sie mir die Bilder verschlüsselt senden.“

Ja, ich werde dieser armen Frau helfen. Ich hoffe nur, dass dieser Fall gut ausgehen wird.

„Sie müssen wissen, dass er Autist ist. Er hat viele Probleme da draußen, aber ist so ein lieber Junge. Ich mache mir solche Sorgen. Der arme Junge braucht mich.“

Über Autisten weiß ich noch gar nicht so viel. Da muss ich wohl mal recherchieren. Das wird mal eine ganz neue Liga, wie ich sehe. Hier und da bekommt man zwar mal was im Fernsehen mit und eines weiß ich: Sie sind besondere Sims.

„Okay, alles klar. Ich mache mich sofort ran und versuche herauszufinden, wo ihr Sohn ist. Ich melde mich dann bei Ihnen. Und keine Panik. Ich bin wirklich sehr gründlich. Und wenn es sein muss, dann werde ich ihren Exmann festnehmen lassen. Aber erstmal langsam.“

Und so mache ich mich ans Werk. Ich kann mich nicht ewig hinter meinen Problemen und Sorgen verstecken. Die Welt braucht mich. Während ich also auf Alex, seine Ermittlungen warte, mache ich woanders was Sinnvolles. Ohne dabei an Emily zu denken. Meistens zumindest.


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