Folge 61 - Schwierig
- Kucki 232
- 29. Mai 2023
- 5 Min. Lesezeit

Joel ist wieder eingeschlafen und wir fahren nach Hause. Also eigentlich ja ich, aber im Schlepptau habe ich meine Exfrau. Und sie ist so richtig sauer.
„Pfff. Ich werde hier nicht mehr abhauen, da kannst du dich drauf verlassen. Ich wusste, dass das kommt.“
Ach, ja? Aber was hat sie mich dann im Krankenhaus umarmt? Bin ich jetzt wirklich der Böse? Ich denke nicht.

Es konnte keiner ahnen, was passiert. Ich dachte ja, dass ich einen neuen Hinweis bekomme. Ja, ich weiß: Alex sagt, dass ich mich raushalten soll. Bin ich dann doch schuld? Vielleicht hätte ich Joel einfach nur nicht mitnehmen sollen. Der Junge hat mein Leben gerettet. Wäre ich jetzt vielleicht tot?

„Warum tust du jetzt, als hätte ich unsere Familie kaputtgemacht, hm? Was ist los mit dir? Du müsstest langsam wissen, dass jemand was gegen uns hat. Willst du ihn wirklich gewinnen lassen? Es ist passiert. Und je mehr du dich darüber aufregst, desto mehr lacht er sich ins Fäustchen.“

„Ach ja? Toll. Dann kann ich ja wieder einziehen, wenn alles wieder gut sein soll. Schön. Dann kann ich meine Kinder beschützen, was du ja nichts schaffst.“

„Siehst du? Ich werde mich jetzt nämlich um Michelle kümmern. Du lässt mich das ja nicht machen, weil ich ja nicht in das Haus darf. Ich zeig’ dir, was ich darf und was nicht. Boah, Marc. Ich bin so sauer. Du hättest ihn nie mitnehmen sollen.“
„Ach ja? Und du hättest nie fremdgehen sollen. Tu nicht so.“
Ja, ein bisschen laut werde ich langsam, weil ich das nicht auf mir sitzen lassen möchte, aber ich habe mir vorgenommen, diese Familie zu retten. Und damit meine ich auch Emily - ob ich nun wieder mit ihr zusammenkomme oder nicht.

Wir haben immerhin beide Fehler gemacht. Und wer weiß, was wirklich hintersteckt? Ich glaube, ich muss mir mal diesen Karl persönlich vorknöpfen und auch Olivia. Irgendjemand muss sie doch angestiftet haben.
Und dann dieses Bild. Manno. Das fehlt mir so.

Emily möchte nämlich erstmal hierbleiben, weil sie ja jetzt denkt, dass dieses Haus hier bald in die Luft fliegen könnte und ich unfähig wäre. Mein Job würde ja nur Unruhe bringen. Ja, gut. Dann soll sie machen. Ich stelle ihr Bett auf und dann soll sie bleiben. Und irgendwann kann ich hoffentlich mit ihr reden. Irgendwann.

Keine Ahnung, ob es jemals wieder besser wird. Ich will es hoffen.
Ich bin auch kurz davor zur Polizei zu gehen und zu sagen, dass ich mit ermitteln möchte. Mir auch egal. Oder sollte ich lieber doch weiterhin auf Alex hören? Normal darf ich eh an dem Fall nicht mitarbeiten und er möchte lieber, dass ich die Füße stillhalte. Hätte ich das vielleicht wirklich machen sollen? Doch kann ich das nicht so einfach. Immer mehr wird uns allen klar, dass jemand es auf unsere Familie abgesehen hat. Da sollten wir doch jetzt erst recht zusammenhalten. Und genau das will ich ab sofort erreichen. Einfach dumm rumsitzen kann ich nicht.

Nur, wer setzt solche miesen Gerüchte in die Welt? Wer war das überhaupt, der auf mich losgegangen ist? Ich konnte ihn, dank Joel, dingfest machen. Er sitzt nun im Gefängnis. Man, ey. Und ich sitze hier und würde diese Fliege gern ausquetschen. Was weiß er? Was will er?
Nein, beruhig dich wieder, Marc. Das bringt dich jetzt auch nicht weiter. Genieß deine freie Zeit. Emily kümmert sich ja gerade um ihre Tochter. Gut, gehe ich mich auf die Couch knallen.

Joel wird wohl morgen entlassen. Er hat Glück gehabt. Hat nur viel Blut verloren, aber nichts wurde schlimm verletzt oder so. Der Junge wird wieder ganz.
So rufe ich jetzt auch erstmal alle an und sage, dass es Joel besser geht. Auch in der Schule. Und Alex muss ja auch wissen, dass sein Praktikum etwas verschoben werden muss. Ist nun mal so.

Emilio und Katharina kommen später auch noch rum.
„Paps? Ich würde es besser finden, wenn du Mam nicht hierlässt. Sie hat schon wieder so eine blöde Laune und da ist sie doch die, die hier Mist gemacht hat.“

„Stopp, stopp. Wie kommst du jetzt darauf? Darf sie sich keine Sorgen um Joel machen?“

„Hehe, ich ähm. Mam ist voll fremdgegangen, Alter. Checkst du das nicht? Da würde ich sie in den Wind schießen. Wenn Naomi das machen würde, dann würde ich der voll einen erzählen.“
„Emilio? Wir haben hier im Moment ganz andere Probleme. Verstehst du das nicht?“
„Ja, was?“

„Außerdem ist Jenny viel besser für dich. Sie erzählt jetzt viel über dich. Ich finde das cool. Marco soll sich verpissen, Alter. Der ist voll falsch.“
„Äh, Emilio? Denkst du überhaupt mal darüber nach, was du da redest?“

Ich weiß absolut nicht, was er mir damit sagen will, aber das wühlt mich gerade wieder auf. Joel liegt im Krankenhaus und meine Exfrau faucht mich an. Dann kommt Emilio mit diesen hirnlosen Kommentaren. Arghs. Damit ich aber Ruhe bewahre, gehe ich erstmal ins Bad. Denke aber nicht daran, dass die liebe Emily ja in der Wanne sitzen könnte. Was soll’s? Soll sie fluchen.
„Ich muss eben meine Hände waschen. Ein Problem damit?“
Ja, auch ich habe versucht, die ganze Zeit ruhig zu bleiben. Aber es fällt mir immer schwerer. Ich habe immer versucht, das Blatt zu wenden.

Aber mir ist auch klargeworden, dass wohl nur ich die Spannungen hier lösen kann und die Familie zusammentrommeln muss. Wir müssen alle mal reden. Und das bald. Selbst Katharina hat ein schlechtes Gewissen.

Nicht mit mir. Ich werde herausfinden, wer dahintersteckt. Und derjenige kann sich warm anziehen. Da will jemand Krieg? Den kann er haben. Jetzt rette ich noch das, was zu retten ist und da fange ich doch gleich bei Katharina an.
„Joel wird schon wieder und dann schlage ich euch vor, dass ihr mal redet. Das ist wichtig. Bekommt ihr das hin?“

„Herr Duvan? Joel wird aber nicht sterben, oder? Wird er doch nicht?!!“

Und zwischen Emily und Emilio muss ich dann wohl auch vermitteln. Wenn das so weitergeht, dann werde ich mich wohl mal dazwischenstellen müssen. Klar kann ich verstehen, dass er sauer auf seine Mam ist, aber er braucht es nicht übertreiben.

Später versuche ich auch noch einmal, mit ihr in Ruhe zu reden. Wir sind beide nicht ganz unschuldig, aber wir können das nur gemeinsam durchstehen. Ob verheiratet oder nicht. Wir dürfen dem Täter nicht das geben, was er will.

„Du bist doch an allem Schuld. Du hättest ihn nicht mitnehmen sollen. Er hätte tot sein können. Dein Beruf wird uns noch alle ins Grab bringen. Ich habe es immer gesagt.“

„Außerdem habe ich dich auch letztens mit einer anderen gesehen. Hilfe, wie alt ist die? 20? Da hast du mich ja schnell vergessen, was?“
„Was redest du da für einen Blödsinn?“

Ich sehe, dass ich noch einen steinigen Weg vor mir habe, aber ich werde es angehen. Ich kann jetzt einfach nicht mehr warten und zusehen. Das ist vorbei. Aber nicht mehr heute.

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