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Folge 70 - Ein bisschen Hoffnung

  • Autorenbild: Kucki 232
    Kucki 232
  • 12. Juni 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Auch wenn ich manchmal echt denke, dass irgendwie alles kaputt ist, schaue ich immer nach vorn. Trotzdem ist immer noch irgendwas da, wo man dran festhalten kann. Und so versuche auch ich jetzt, dieses zu tun. Einfach nach vorn schauen. Einer muss damit ja mal anfangen.

Gut, ein bisschen nervt mich Katharina aber mit diesem Magierzeugs. Ich weiß nicht, was sie mir da im Moment erklären möchte, aber ich versuche andere Dinge wieder zu reparieren. Das habe ich mir schwer vorgenommen. Kein Plan, ob ich letztens dem Tod ins Auge gesehen habe und ich deswegen jetzt so bin. Aber ich muss einfach was verändern.


Katharina hilft mir, auf Michelle aufzupassen. Finde ich sehr nett von ihr. Doch dann immer dieses Gequatsche von Magie. Sie ist da ja richtig besessen drauf und hat plötzlich zig Bücher auf den Tisch geknallt. Hmpf.

Ich höre, wie sich im Flur etwas bewegt. Türen öffnen und schließen sich, bis irgendwann in der Küche rumgeklimpert wird. Da muss ich doch mal nachschauen. Bin so neugierig und möchte wissen, was sich ergeben hat. Hoffentlich ist alles gut ausgegangen. Gewissheit habe ich jetzt aber schon mal, dass Paps nichts passiert ist.

Als ich in die Küche komme, sehe ich ihn beim Kaffee machen. Vorsichtig die Lage checken.

Anspannung steht ihm ins Gesicht geschrieben und ich weiß jetzt nicht so recht, ob ich mit ihm sprechen kann oder nicht.

„Hmpf“, kommt nur von ihm.

Ob Paps nicht gerade mehr als eine Kanne Kaffee braucht? Nein, ich denke eher einen Beruhigungstee. Ich sage immer noch nichts.

Ohne ein Wort zu sagen, geht er mit einer Tasse Kaffee ins Esszimmer. Das mache ich jetzt auch einfach mal und warte ab.

Doch irgendwann muss ich das Schweigen brechen.

„Katharina hat mir super geholfen, mit Michelle. Alles in Ordnung. Und ich hoffe, bei dir auch. Wie war das Gespräch?“

Ich platze eben fast vor Neugier.

Es kommt jedoch keine Antwort. Stattdessen stellt er seine Tasse weg und scheint über etwas nachzudenken.

Er schaut mich an.

„Paps? Ich habe heute beschlossen, dass wir das schon hinbekommen, okay? Wir hatten bislang immer so einen Zusammenhalt und das darf uns niemand kaputtmachen, finde ich. Unsere Familie sollte wieder zusammenrücken, meinst du nicht?“

„Joel? Es ist zu früh, um über solche Sachen zu reden, okay? Im Moment prasselt alles Mögliche auf mich ein und ich muss das erstmal sortieren. Ist das okay für dich?“

Er steht auf.

„Komm mal her, mein Sohn. Komm einmal kurz her, bitte.“

Okay. Ich stehe auf.

Er nimmt mich in den Arm.

„Aber ja. Ich habe trotzdem ein bisschen Hoffnung, dass alles besser wird. Irgendwie jetzt schon.“

„Klar, Paps. Das wird wieder. Es tut auch nicht mehr so doll weh. Und ich bin ja noch da.“

Da muss er kurz mal lächeln.

„Und das ist auch gut so.“

Ja, dieser Funken Hoffnung ist wirklich da.

Deswegen hoffe ich ja, dass wir Mam auch noch einmal mit an den Tisch bekommen. Niemand wird unsere Familie zerreißen, auch wenn Emilio nicht gut auf Mam sprechen kann. Trotzdem ist er mein großer Bruder.

„Alter ey. Du siehst ja wieder voll gut aus. Dachte schon, du nippelst ab, oder so. Ey, komm mal her, du kleiner Stinker.“

Und auch Katharina gehört für mich mittlerweile zur Familie.

„Trotzdem musst du dir mal Seite 617 anschauen, Joel. Das ist total spannend.“

In jeder Ecke ist ein bisschen Hoffnung.

Auch wenn es nicht immer auf Anhieb klappt.

„Ey, die Frau mag mich nicht. Seh´ ich so gruselig aus? Boah, Mann. Geh’ ich halt.“

Vielleicht öffnen sich ja auch noch neue Türen.

„Ja, sorry. Er wollte unbedingt hierher und deinen Vater sehen. Ist das okay? Ist er da?“

„Äh, klar. Im Wohnzimmer.“

„Herr Duvan, Herr Duvan. Schön, Sie zu sehen. Ich muss Ihnen unbedingt was sagen. Meine Mutter ist voll verschossen in Sie. Das hat sie dem Spiegel gesagt.“

„Und ich habe ein Bild gemalt und ausgerechnet, wie viele Tage Sie älter sind als meine Mutter. Das war ganz leicht auszurechnen.“

„Äh.“

„Wie kommst du bitte darauf, Lukas?“

Auch Frau Steinberg ist plötzlich ganz ruhig und muss schlucken.

„Lukas? Was erzählst du da? Was? Das habe ich doch niemals gesagt. Warum musst du immer so direkt sein?“

„Aber, aber. Ich habe mir so eine Mühe gemacht, um nett zu sein und das ist wieder falsch. Immer mache ich alles falsch. Habe Herr Duvan auch umarmt. Hast du gesehen? Ich habe das geschafft.“

Das Blatt wendet sich hoffentlich langsam. Neue Ziele werden geschaffen und alte Lasten fortgetrieben. Dinge zusammengefügt und bessergemacht. Es kann ja nicht ewig so weitergehen. Und auch ich werde rausfinden, was Paps letztlich mehr weiß als ich. Ist es vorbei? Ich bin mir trotzdem noch nicht so ganz sicher. Hoffe es aber.

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