top of page
  • Kucki 232

Kapitel 102 - Außer Kontrolle


 

Das Problem ist, dass ich nicht weiß, wie ich gerade hierhergekommen bin. Wo war ich überhaupt? Okay, ich weiß, dass ich noch bei Alex war. Aber warum? Plötzlich gehe ich wie ein Zombie nach Hause. Spüre weder Arme noch Beine. Der Kopf ist leer. Das Einzige, was ich fühle, ist Zorn. Gemischt mit Freude.

Ich setze mich einfach aufs Sofa. Leer. Eine Wut. Eine Erleichterung. Keine Ahnung, wie ich das beschreiben soll.

Ich höre plötzlich das Knistern des Feuers aus dem Kamin ganz laut in meinen Ohren. Habe das Verlangen, dort jetzt hinzugehen und reinzufassen. Eins damit zu werden. Wie bescheuert klingt das? Aber ich kann gegen die Gedanken nichts machen.

Während ich da so vorstehe, fühle ich mich stark. Geborgen. In Sicherheit.

Ich spiele mit dem Feuer rum und möchte es immer mehr. Das Verlangen, dieses Feuer zu bändigen, durchströmt meinen Körper.

Irgendwas sagt mir aber, dass ich das lassen soll.

„Nicht damit spielen. Geh weg.“

Wer redet da mit mir? Wieder fühle ich mich so, als wäre alles so fern. Nicht real. Ich bewege mich wieder wie in einem Traum. Wie in Trance. Ich höre auf diese Stimme und verschwinde in den Flur. Doch was mache ich hier? Warum bin ich hier?

Schließlich bleibe ich stehen. Ich bekomme mit, wie jemand auf mich zukommt. Nehme es aber nicht richtig wahr. Doch klar. Irgendwo ja schon, aber es ist mir egal.

„Willst du mit mir spielen?“

„Hm?“

Mir ist etwas schwindelig. Ich sage nichts. Also doch. Ich versuche es, aber es kommt nichts raus.

Erstarrt bleibe ich stehen und bekomme irgendwo im Nirgendwo mit, wie Lukas verschwindet. Was wollte er nochmal?

Paps kommt vorbei.

„Kannst du mir mal sagen, warum du einfach bei Alex abgehauen bist?“

Ich verstehe seine Frage, aber ich verstehe sie auch irgendwie nicht. Was er sagt, weiß ich, aber ich verstehe es nicht. Ähm. Was? Warum passiert das? Starr stehe ich da und schaue durch ihn durch.

Plötzlich ist er nicht mehr da. War er eben doch noch. Bis Jenny auf mich zukommt. Auch sie nehme ich wahr. Irgendwo.

„Ist das wirklich okay, wenn ich bei euch bleibe? Und wenn du irgendwas hast, dann sage es ruhig. Ich bin da.“

Okay. Keine Ahnung.

Meine Beine werden schwer und ich setze mich hin. Als ob mich etwas auf den Boden zieht.

Ich weine und weiß nicht warum. Ja, warum denn? Kann ich darüber nachdenken? Nein.

Plötzlich steigt wieder diese Wut in mir auf.

Zu viel Wut. Mein Herz fängt wild an zu schlagen und ich könnte losschreien. Werde ich langsam verrückt?

Katharina steht auf einmal vor mir. Wie hat sie das so schnell geschafft? Habe nichts bemerkt. Gar nichts.

„Und? Was willst du mir sagen, hmm? Hasst du mich?“

Dass ich etwas rausbekommen habe, wundert mich. Aber ich habe es gesagt. Hatte keine Kontrolle drüber. Wut überrennt mich und ich könnte alles zerstören. Kaputtmachen. Damit ich endlich meine Ruhe habe.

„Verschwinde einfach, ja? Du bist gut und ich bin böse. Du kannst mir einfach nicht helfen.“

Schreie ich. Woah. Diese Wut. Wo kommt sie plötzlich her? Ich versuche wieder zur Besinnung zu kommen. Dagegen anzukämpfen. Aber diese Wut ist zu stark. Ich will das doch gar nicht. Katharina würde ich nie anschreien. Stattdessen sitze ich nur da und schreie.

„Joel, was ist los mit dir? Ich möchte dir doch nichts Böses.“

„Verschwinde. Deine Aura ist böse und ich will sie nicht.“

„Na los. Hau ab!“

Nein, Katharina. Komm zurück. Komm bitte zurück. Ich liebe dich doch, denke ich nur.

Und dann verspüre ich Glück und Freude. Ich möchte alles besser machen. Lernen und verstehen. Aber wie?

„Kannst du mir mal sagen, was mit dir los ist? Joel, das wird nach hinten losgehen. Hör auf. Reiß dich zusammen.“

„Hm?“

„Ich werde das schon hinbekommen, Paps. Na klar, werde ich das. Du wirst es sehen.“

Und dann sehe ich die Frau, die ich hinter dem Portal gesehen habe.

„Ich, ich. Ich habe nichts gemacht. Ich schwöre. Verschon mich bitte.“

Mir wird schwindelig und ich kippe zur Seite.


0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Kapitel 148 - ....

bottom of page