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  • Kucki 232

Kapitel 133 - Die diebische Elster


 

Heute habe ich meinen ersten Fall in Chestnut Ridge. Bin sehr gespannt, wie das hier so läuft.

„Pass aber bitte auf dich auf, ja? Lass dich nicht erschießen.“

Auch wenn ich Jenny eigentlich nicht mehr mit Emily vergleichen möchte, ertappe ich mich doch gerade wieder dabei. Jenny hat zwar Angst, dass mir irgendwas passieren könnte, doch vertraut sie mir voll und ganz. Emily wiederum war immer richtig panisch. Das war irgendwo auch der Grund, warum mehr und mehr ein Keil zwischen und geschoben wurde.

Doch Jenny gibt mir so richtig Mut.

„Und vergiss unseren Termin morgen nicht.“

„Äh, nein. Natürlich nicht.“

Ja, morgen geht es zum Frauenarzt. Wenn ich bedenke, dass mein ältester Sohn 19 ist? Michelle und das Baby sind ordentliche Nachzügler.

„Ich liebe dich. Und wenn du nach Hause kommst, wartet ein heißes Bad mit noch etwas anderem als nur Wasser auf dich, hihi.“

„Okay, alles klar.“

Diese Frau macht mich einfach nur happy. Sobald sie mich sieht, hat sie immer einen Witz auf Lager oder eben ihre süße Anwesenheit. Ablenkung eben.

Als ich rausgehe, habe ich die unterschiedlichsten Gedanken. Joel ist heute wieder so verschlossen. Und dann Jenny. Ich bin so glücklich. Es trifft alles zusammen.

Ach, und zu meinem ersten Fall? In Chestnut Ridge ist ein Dieb unterwegs. Ich soll ins Café kommen, wo man mit mir alles besprechen möchte.

Endlich wieder arbeiten. Ja, es schlaucht etwas, dann morgens hier noch ein bisschen auf der Ranch zu helfen, aber irgendwann baue ich mir damit schon Routine auf. Es wäre nicht leicht, wenn man dann noch nachts rausmuss.

Jetzt bin ich erstmal gespannt, wie die Leute hier so ticken und wie man auf die Idee kommt, sämtliche Sims zu beklauen. Ganz schön dreist und keiner bemerkt es. Muss ein professioneller Dieb sein.

Ich arbeite auch komplett allein. Ohne Polizei und ohne Anwälte. Hier tickt die Welt etwas anders. Anscheinend passiert in Chestnut so wenig, dass man das alles nicht braucht.


Nach ein paar Minuten komme ich schon im Café an.

Es ist kurz vor Ladenöffnung. Eine Person treffe ich an.

„Hey. Meine Freundin kommt gleich. Ich soll ihnen das ausrichten. Setzen Sie sich doch solange.“

Gesagt, getan. Derweil denke ich daran, wie ich hier letztens noch Jenny den Antrag gemacht habe. Vielleicht gehe ich ja mit ihr zum Fest? Oh, man. Wieso habe ich da nicht den Antrag gemacht? Warum komme ich da jetzt erst drauf?

Während ich so warte, ruft Emily an. Sie hat drei Miethäuser zur Ansicht.

„Okay, super. Und wenn noch was ist, dann melde dich. Ich höre mich auch nochmal um.“

Meine Exfrau und ich verstehen uns langsam wieder etwas besser. Auch Jenny sieht sie nicht mehr als Rivalin an. Nein, ganz im Gegenteil: Sie erzählt ihr immer noch, was ich mag und was nicht. Und da kommen die interessantesten Sachen bei raus.

Schließlich kommt dann auch die Mitarbeiterin durch die Tür. Wunderbar. Kann ich ja direkt mit meinem ersten Fall anfangen.

Vorher aber noch einen Kaffee. Etwas müde bin ich trotzdem noch. In Willow Creek war es da immer etwas einfacher.

„Kaffee, extra stark, bitte. Und einen Apfelkuchen.“

Nach dem Kaffee kann ich dann auch besser arbeiten. Aber mein größtes Problem ist gerade, dass die Mitarbeiterin mich mit ihren Blicken auszieht. Hey, wirklich. Sie nimmt ihren Finger in den Mund und nein .... lassen wird das. Verdammt, was ist hier los mit den Leuten? Ich lasse mir aber nichts anmerken.

Einige Zeugen sind heute noch mit eingeladen worden. Ein bekanntes Gesicht kommt durch die Tür.

„Hallo John.“

Im Café ist um diese Zeit noch nicht wirklich was los, deswegen passt es ganz gut, das jetzt zu bereden. Obwohl es wohl das ganze Dorf angeht, wie ich das Gefühl habe.

Selbst der alte Don kommt rein.

„Ohne Milch und Zucker, bitte. Das kannst du ja noch nicht wissen.“

Ich bemerke schnell, dass dieser Fall ganz anders ist, als meine anderen. Diesmal ruft mich ein ganzes Dorf. Okay, nein. Das war ja mit dem Altersheim nicht anders. Was ich da schon alles erlebt habe. Und ja, da gab es auch mal eine diebische Elster. Nur sie tat dies aus Rache, weil sie immer im Schach verlor. Sie sagte, dass man sie betrügt beim Spielen und so fing sie an, die anderen zu beklauen. Manche haben echt so ihre Probleme.

„Und? Worum geht es denn eigentlich jetzt? Wer hat wo was gestohlen und wie viel?“

„Mir wurde was aus der Scheune gestohlen. Ich habe da teure Petroleumlampen. Kannst du dir das vorstellen?“

„Und was ist bei Ihnen abhandengekommen?“

„Wie? Was? Ich ähm, hihi.“

Nein, ich will jetzt nicht wissen, was sie da hinter meinem Rücken gemacht hat.

Schließlich meldet sich auch der alte Don zu Wort:

„Mir wurden einige Eimer meiner Apfelernte gestohlen. Außerdem Milch.“

„Das geht jetzt schon seit einigen Wochen so. Immer wird woanders was gestohlen. Auf dem Markt oder sogar im Keller. Das ist ein ganz professioneller Dieb. Aber wer tut sowas in unserem schönen Dorf?“

„Und bald passiert hier noch ein Mord, oder was? Wir brauchen unbedingt einen Sheriff. Marc, vielleicht möchtest du das ja nebenbei machen. Jenny hält sehr viel von dir und du würdest unser Dorf sehr bereichern damit.“

„Äh. Ich denke, dieser Aufgabe bin ich nicht gewachsen. Ich arbeite lieber im Hintergrund.“

„Hier in Chestnut läuft alles ein bisschen anders. Nicht so wie bei euch in der Stadt. Einer ist hier irgendwie alles. Selbst der Bürgermeister kümmert sich nebenbei noch um unsere Dorferweiterung.“

Die Mitarbeiterin kommt mit einem wackelnden Hintern an mir vorbei. Kommen Sie mal mit, Herr Düwon, hihi.“

Warum spricht sie meinen Namen so komisch aus?

„Ich würde die Idee auch gut finden, Marc. Du wärst unser Mann für alles. Auf dich kann man zählen. Das habe ich letztens bei der Suche nach deinem Sohn gesehen. Du bist der wahre Anführer.“

„Äh, ich denke nicht. Habe noch viel auf der Ranch zu tun.“

„Nun ja. Dafür hat Isabelle doch uns. Wir machen das schon. Haben wir immer.“

Das Dorf scheint wirklich ganz dringend wen zu brauchen, der hier für Ordnung sorgt. Aber ich? Ich fahre doch nicht Streife oder sowas. Verwickle mich in Schießereien. Ne.


Schließlich folge ich der Frau nach oben. Dieser wackelnde Hintern entgeht mir dann doch nicht. Und wie sie ihre Brüste rausstreckt. Das kann doch jetzt echt nicht wahr sein. Aber Job ist Job.

Als ich oben ankomme, setzt sie sich auf eine Bank und steckt den Finger schon wieder in den Mund. Was bildet sie sich jetzt ein?

„Also, was haben Sie für Informationen? Sagen sie schon.“

Sie lacht nur und versucht anscheinend ihren erotischsten Blick anzuwenden.

„Wissen Sie? Wir hatten hier noch nie jemanden wie Sie. Schauen Sie sich mal die alten Knacker unten an und dann kommen Sie. So ein hübscher Mann und genau das braucht unser Dorf.“

„Äh.“

Ich versuche, ihrem Blick zu entgehen, aber sorry. Das, was sie da gerade liefert. Nein. Guck weg, Marc. Was wird das hier überhaupt?

„Ich habe eigentlich in Wahrheit gar nichts. Also nicht ich, aber meine Chefin. Aber ich musste heute einspringen, wissen Sie? Hat sie sich nicht bei Ihnen gemeldet? Und dann habe ich gehört, dass Sie der heißeste Mann in ganz Chestnut sein sollen und dann bin ich eben eingesprungen.“

Ihre Stimme wird leiser und nun ja … erotischer.

„Und ja, das sind Sie. Sie sind so heiß.“

„Okay, okay. Jetzt reicht es. Keine Ahnung, was Sie hier vorhaben, aber vergessen Sie es, okay?“

„Ja ja, ich weiß. Jenny und so. Aber wissen Sie was? Zu dritt wäre es doch schöner. Ich könnte mir da ....“

Alles klar. Jetzt reicht es.

„Wenn Sie zu meinem Fall nichts weiter zu sagen haben, dann schließe ich hier ab. Es sei denn, Sie haben noch etwas, was Sie mir zeigen können.“

Verdammt. Falscher Satz.

„Natürlich. Ich habe Ihnen sogar eine Menge zu zeigen. Wollen Sie?“

Ich stehe einfach nur auf und schüttle mit dem Kopf. Gehe wieder zu den anderen. Besser ist das. Am Tresen schaue ich mich noch etwas um. Wurde eigentlich Geld geklaut? Einige Fragen habe ich dann doch noch, aber das berede ich dann lieber mit der Chefin.

Als mir die Mitarbeiterin auf den Hintern haut, erschrecke ich mich.

„So hot, hrrrrr.“

„Hören Sie. Wenn ich hier wirklich Mann für alles sein soll, dann wissen Sie, dass das Belästigung eines Beamten wäre?“

„Umso besser. Ich stehe auf Handschellen, hihi.“

Warum habe ich eigentlich keine andere Antwort erwartet?

Ich bemerke, wie John über die Situation lacht. Ja, was soll ich jetzt auch machen? Niemand kann mich so einfach um den Finger wickeln und ich werde auch nicht widerstehen. Dafür habe ich eine Freundin, die ich zu sehr liebe.

„Marc, du kommst gut im Dorf an. Ein bisschen zu gut, haha.“

Deswegen will ich das Ganze jetzt auch zum Abschluss bringen. Ich hole mir noch die Personalien von dem alten Don und John und dann nichts wie weg hier.

So zeige ich ihnen auch gleich meine neue Website, falls noch irgendwas ist.

„Wir werden dir helfen, wo wir können. Und danke, dass du den Job machst. Unserem friedlichen Dorf fehlt sowas einfach.“

Und nein: Als ich rausgehe, streift sich die Frau nicht über die Brüste und steckt schon wieder ihren Finger in den Mund. Was für ein verrückter Start in meinem neuen Einsatzgebiet.

Auch wenn ich jetzt noch nicht viele Infos über den Diebstahl habe, werde ich den Täter fassen. Mal schauen, wo dieser noch zugeschlagen hat.

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