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  • Kucki 232

Kapitel 135 - Back Home


 

Ich musste einfach los. Die ganze Zeit zerbreche ich mir den Kopf darüber, wie es jetzt weitergehen soll und man sitzt da einfach nur und zockt, wenn doch der Rest meiner Familie in Willow Creek festhängt. Somit habe ich beschlossen, aktiv zu helfen.

Paps habe ich erst später Bescheid gegeben. Als ich gerade in Willow Creek ankam. Dann erst.

Mir egal, ob da jetzt Katharina ist oder nicht.

Paps hatte ja letztens die Strecke ganz gut erklärt. Ich hatte Glück, dass in einem Fernreisebus noch Platz war. Fünf Stunden war ich unterwegs. Aber was soll ich machen?

Es ist auf jeden Fall ungewohnt, wieder hier zu sein. Und dann wohnen da auch noch welche drin. Oh, Mann.

Egal. Ich bin jetzt hier. Es gibt kein Zurück mehr. Habe irgendwie das Gefühl, dass Mam und Kucki die Einzigen sind, die mir so richtig helfen können. Nichts gegen Paps, aber er hat eben gerade seine glückliche Phase. Das gönne ich ihm. Deswegen möchte ich ihn nicht mit meinen Sachen stören.

„Joel. Mach das bitte nie wieder. Du hättest mir ruhig sagen können, dass du nach Willow Creek möchtest. Ich habe doch gesagt, dass ich nichts dagegen hätte. Hätte dich sogar gefahren.“

„Ja sorry, Paps, dass ich nichts gesagt habe.“

Ich bleibe vor der Eingangstür stehen und seufze. Verdammt. Es war so eine schöne Zeit hier.

Also klopfe ich. Mam weiß Bescheid, dass ich komme. Die anderen aber noch nicht. Mache doch da jetzt keinen Rundbrief draus.

Moment mal. Wieso klopfe ich eigentlich? Das ist mein Zuhause. Dafür sollte man einen Schlüssel haben, oder nicht? Immer stets bei mir. Wird wohl mein Glücksbringer.

Als ich in den Flur gehe, steigen Erinnerungen hoch. Hier hat Mam Paps verlassen. Ist einfach zu diesem Maik hin. Jeden Morgen bin ich diesen verdammten Flur langgegangen. Jeden Tag.

Ich höre nur irgendwo Musik und den Fernseher. Okay. Überraschung, Leute. Der verlorene Joel ist wieder da. Yippie. Hmpf.

In meinem Zimmer entdecke ich Emilio. Auf MEINEM Bett? Und dann noch mit Schuhen? Moment mal. Wenn ich erstmal hierbleibe, dann habe ich nicht daran gedacht, dass ich dann ja vielleicht mit ihm in einem Bett schlafen müsste. Er sägt nachts wie eine Kettensäge. Wunderbar.

„Alter, wo kommst du denn her? Voll geil, Mann. Ey, echt.“

Da schmunzle ich richtig. Ja, dieses Gelaber fehlt mir echt.

„Junge, komm, lass dich knutschen, du. Voll krass. Dachte schon, du wärst da letztens verschollen und so. Ey, mach das nicht, ja?!“

„Ey und hab dir noch nicht gesagt, dass du voll das geile Bett hast. Wusstest du das? Das quietscht nicht so wie meins. Meins ist voll billig, weißt? Und die Glotze. Wow. Voll die vielen Programme.“

„Und Katharina ist voll dumm. Sie tut so, als wärst du voll der Spacken, ey. Hab der gesagt, sie soll nicht so labern. Meine Fresse.“

Ne, auf das Gespräch kann ich nicht. Ich frage ihn, wo Michelle ist. Sie muss ich erstmal so richtig knuddeln. Klar, in ihrem Zimmer. Wo auch anders?

Als ich reingehe, hätte ich aber nicht mit gerechnet, dass Katharina auch hier ist.

Nein. Mit ihr rede ich jetzt nicht. Ich möchte nur zu Michelle.

Sie steht eh nur dumm da rum und ignoriert mich. Soll sie machen. Tja. Sie hatte eh nie wirklich Gefühle für mich gehabt. Aber das Problem ist: ICH SCHON!! Nein, nicht aufregen jetzt.

„Hey, meine süße Schwester. Joel ist da, haha.“

Sie wird auch immer größer. Ich verpasse einfach zu viel.

Schließlich lege ich Michelle wieder hin. Ich möchte schauen, wo die anderen sind. So eine gedrückte Stimmung hier. Das gefällt mir nicht. Und ich könnte nur losheulen.

Im Wohnzimmer treffe ich auch Cecilia und Kucki. Als die Ahnin mich sieht, springt sie sofort auf.

„Joel. Du hier? Wieso? Du solltest doch in Chestnut bleiben?“

„Ich denke, hier werde ich im Moment mehr gebraucht.“

Auch hier ist alles bedrückt. Cecilia redet nicht mal mit mir. Das ist mir aber jetzt egal. Ich habe das nun mal eingebrockt und dann werde ich das jetzt auch wieder geradebiegen. Dann bleibe ich eben erstmal hier.

„Du, ich habe auch schon einige Schriften lokalisieren können. Bevor Katharina sie zu sich nach Hause brachte, meinte sie, dass sie sie aus dem Stadtarchiv hat. Dort wollte ich morgen hin. Es liegt ja wieder alles an seinem Ursprungsort, bis wir die Erinnerungen repariert haben.“

„Deine Mam und ich überlegen uns im Moment auch, wie die ganzen Zauber noch hießen. Wir wissen aber nur einen Bruchteil von dem, was du wirklich in dir hast. Schwarze Magie haben wir nie benutzt.“

„Ich bin so froh, dass du hier bist, obwohl ich ja eigentlich wollte, dass du in Chestnut bleibst. Aber hier hängt immer mehr der Haussegen schief. Kaum einer redet mit dem anderen. Wir müssen was tun, Joel.“

„Erstmal packe ich aber meine Sachen aus.“

„Ich hoffe, dein Paps ist jetzt nicht allzu böse auf dich. Immerhin war das deine freie Entscheidung und er könnte sich Sorgen machen.“

„Nein. Alles gut. Ich geh’ mal zu Mam. Wo ist sie?“

„Äh, Esszimmer, glaube ich.“

Diese Stimmung ist wirklich traurig. Und was soll Paps schon sagen? Ich bin 18 und Punkt. Okay, ich hätte vielleicht mit ihm reden sollen. Ja, da werde ich mich nochmal ordentlicher entschuldigen.

Im Flur kommt mir Mam entgegen. Auch sie total betrübt. Und in Chestnut soll ich einen auf gute Laune machen?

„Mam. Hey.“

Sie fällt mir sofort in die Arme. Und jetzt weiß ich, dass es die beste Idee meines Lebens war, hierherzukommen.

„Mein Sohn. Ich vermisse dich so.“

„Alles gut. Bin hier.“

Bei mir ist im Moment so ein Mix aus Betrübung und Unsicherheit. Ich weiß immer noch nicht so richtig, wie ich helfen kann. Aber bei Kucki und Mam habe ich trotzdem irgendwie das Gefühl, es wird alles gut.

„Kucki hat mir von deinen Visionen erzählt aus der anderen Dimension. Das ist nicht gut.“

„Ich weiß.“

Und dann versuche ich ein bisschen die Stimmung zu lockern. Toll, mit einem Grinsen.

„Also, Mam. Hehe. Sei meine Lehrerin.“

Paps telefoniert noch einmal kurz mit mir und sagt, dass er trotzdem etwas sauer ist, auch wenn er mich natürlich verstehen kann. Er weiß ja eh nicht, wie er mir so richtig helfen soll. Ihm ist nur wichtig, dass es mir gutgeht. Und das tut es ja.


Nur. Hm. Ich weiß nicht. Als ich mich zu Katharina setze, schaut sie mich nur kurz an. Während sich unsere Blicke treffen, kommt der Mut hoch, um sie zu kämpfen. Aber warum sollte ich kämpfen, wenn das Gegenüber mich nicht liebt? Ich sollte wohl nur in eine Richtung schauen. Deswegen bin ich ja eigentlich hergekommen.


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