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  • Kucki 232

Kapitel 137 - Mittendrin statt nur dabei


 

Jenny ist natürlich jetzt etwas enttäuscht, weil ich nicht mit ihr beim Frauenarzt war. Natürlich kann ich sie verstehen. In meinem Job gehe ich auf und versuche schon immer alles unter einen Hut zu bekommen, was aber nicht einfach ist.

Ich frage mich jetzt nur, was da so schlimm dran gewesen ist, dass sie jetzt gar nicht mehr mit mir redet? Ihr seht ja, was dann passiert.

Okay, ich bin ehrlich. Es ist jetzt nicht einfach, noch ein Kind einzuplanen. Aber gut. Passiert ist passiert. Lieber hätte ich mit Jenny das Leben genossen. Wegfahren und schön Urlaub machen. Sowas eben. Mein ganzes Leben bestand irgendwie nur aus Kindern. Manchmal habe ich sogar Träume, wo ich eigentlich viel mehr habe. Puh. Das hätte ich nie überstanden.

Und nun ist eben wieder der Job da und die neue Heimat. Es ist eben viel auf einmal. Ich hätte wohl doch ein bisschen mehr aufpassen sollen. Aber ich liebe Jenny so abgöttisch.

„Schaffst du es denn, wenigstens ein Wort mit mir zu reden? Nur eins?“

„Ich habe dir doch schon tausendmal gesagt, dass es mir leidtut. Das passiert mir auch nicht nochmal, okay?“

„Es ist ja nicht mal das. Eine Kundin aus dem Café hat mir gesagt, dass du mit Leilani nach oben hin verschwunden bist. Was habt ihr da gemacht? Ich dachte, du kommst da von allein drauf?“

„Äh, was? Du bist nicht wegen des Termins stinkig, sondern wegen einer Barista aus dem Café?“

„Pfff.“

Beleidigt steht sie auf und fängt an zu sticken. Echt jetzt? Ich habe doch gar nichts gemacht? Erstmal den Morgen durchgehen, was alles passiert ist. Ich bin rein und die eine war am Tanzen. John und der alte Don waren da. Die Barista bat mich nach oben. Hä? Da war doch gar nichts. Okay, sie hat es versucht, aber ....

„Ich dachte, sie wollte mir was zeigen. Irgendwas, was mit dem Fall zu tun hat. Plötzlich hat sich Leila, oder wie auch immer, die Bluse oben aufgeknöpft und als ich gecheckt habe, was sie da eigentlich will, bin ich runter.“

Hört sie mir überhaupt zu?

Es klingelt mein Handy. Der Bürgermeister ist dran. Er meint, dass wieder was geklaut wurde. Diesmal im Lebensmittelmarkt.

„Okay. Dann werde ich mich mal auf die Lauer legen und schauen, was da los ist. Alles klar.“

Als ich auflege, verstehe ich echt langsam nicht mehr, was hier für ein Spiel gespielt wird. Bin ich jetzt hier im Kindergarten? Diese vollbusige Barista steht nämlich plötzlich bei uns vor der Tür. Ob ich aufmachen soll? Lasse ich es lieber? Jenny schaut nur hoch und stickt weiter.

Okay, nein. Ich kläre das ein für alle Mal. Was auch immer sie hier will: Ich gehe nicht drauf ein. Ich finde sie ja nicht mal hübsch. Also, was will sie?

Als ich die Tür aufmache, sorge ich dafür, dass sie nicht zu Wort kommt. Wow. Was zieht sie denn für ein Gesicht?

„Ähm, hören Sie. Ich weiß jetzt nicht, was Sie hier suchen, da Sie ja eh nichts zum Fall beitragen können, wie Sie selbst sagten. Also was ist es dann?“

„Grrrr.“

„Jetzt tun Sie auch noch so? Sie haben mich doch angebaggert. Meine Freundin hat doch alles gesehen. Warum machen Sie mir einen vor und lassen mich dann fallen, wie eine heiße Kartoffel? Weiß ihre schwangere Verlobte schon von? Hm?“

Okay, das macht mich gerade sprachlos. Woher weiß sie das alles? Was will sie überhaupt?

Isabelle hat wohl das Gespräch mitbekommen und kommt mit dazu. Klar, es ist ja auch nicht zu überhören.

„Hören Sie. Keine Ahnung, was Sie sich da gerade einbilden, aber ich habe Sie ganz bestimmt nicht angegraben.“

Boah, sie ist total geladen.

„Leilani? Was auch immer du hier gerade spielst: Lass es. Kannst du nicht einfach langsam mal gut sein lassen? Wie alt bist du eigentlich?“

„Was willst du denn jetzt, Isabelle? Wieder die gute Mutter spielen, hmm?“

Uff, was passiert hier denn gerade?

„Wenn dieser Blondie mich angräbt, kann ich auch nichts dazu. Bilde dir bloß nichts ein. Ich weiß, was ich gesehen habe und meine Freundin auch.“

Oh, Mann. In was bin ich hier reingeraten?

„Wenn meine Tochter mehr Intelligenz besitzt als du und du Männer einfach nur versuchst, um den Finger zu wickeln, dann denk doch selbst mal darüber nach, was bei dir falsch läuft, hmm?“

Äh, ich glaube, ich verpiesel mich so langsam. Ich wollte doch eh noch ein bisschen arbeiten. Irgendwas machen, aber nicht mehr hier zwischenstehen.

Bis mir dann doch langsam der Kragen platzt.

„Moment mal. Ich schaue Ihnen bestimmt nicht auf die Brüste. Das habe ich nicht nötig, okay? Ich liebe Jenny und ich frage mich sowieso gerade, woher Sie wissen, dass sie schwanger ist und das alles. Jenny ist meine Traumfrau und das lasse ich mir von keinem kaputtmachen.“

„Ich bin hierhergekommen, um ein neues Leben aufzubauen. Mit meinem Sohn. Und so eine Zicke wie Sie wird daran nichts ändern können. Kapiert?“

„Haha, Marc. Wow.“

„Grrr.“

„Dann sollten Sie mal wissen, was Ihre tolle Jenny alles so abgezogen hat. Dies Plumpskuh spannt einem nämlich gerne die Männer aus. Nicht wahr Jenny? Hast du gar nichts dazu zu sagen? Hm?“

Ich habe noch gar nicht mitbekommen, dass Jenny sich zu uns geschlichen hat. Sie bleibt recht ruhig und hört sich das alles an. Nur Isabelle will es so richtig wissen.

„Leilani, es reicht jetzt. Wie viele Jahre ist das her? In welche Klasse seid ihr gegangen? Mach doch mal halblang.“

Was? Der Streit handelt von der Schulzeit? Wow. Also langsam muss ich doch darüber schmunzeln und ziehe nur eine Augenbraue hoch. Eigentlich fehlt jetzt nur noch Popcorn.

„Ähm, Marc? Kann ich dich nachher mal kurz sprechen? Ich, ähm. Ich glaube ... Ähm. Es tut mir leid, dass ich dir misstraut habe.“

Es wendet sich gerade ordentlich das Blatt. Ich weiß immer noch nicht so recht, worum es eigentlich geht, aber Jenny misstraut mir echt? Okay, eigentlich müsste ich jetzt ein bisschen angepisst sein. Haha, vielleicht mache ich das jetzt einfach mal, um sie zu ärgern. Oh, nein. Lieber nicht. Ich glaube, auf dieses Niveau werde ich nicht sinken.

Leilani steht auch nur noch da und weiß selbst schon gar nicht mehr, was sie sagen soll. Ich schweige und genieße einfach nur.

„Als wenn dieser vollbusige Lippenstift auch nur ansatzweise eine Chance bei Marc hätte, hihi.“

„Mama. Also. Ich bitte dich, hihi.“

„Ähm. Ich weiß jetzt nicht, in welche Richtung das Gespräch gehen soll, aber ich würde das jetzt gerne abschließen, weil es langsam doch kalt mit Socken wird.“

Und ich bin immer noch extrem verwirrt. Egal. Isabelle zieht mich mit nach drinnen. Draußen diskutiert Leilani schließlich ganz wild mit Jenny. Was aber aktuell noch ziemlich einseitig ist.

Ich bekomme gar nichts mit. Aber sehe ich, dass sie meine Verlobte auch nur einmal anpackt, bin ich da.

Ich muss immer mehr schmunzeln.

„Hör zu, Marc. Jetzt hast du ja Bekanntschaft mit Leilani gemacht. Sie ging mit Jenny zusammen in eine Klasse und irgendwann hatte sie meine Tochter als Rivalin gesehen. Egal, was die Sulanianerin versuchte: Immer sind die Jungs zu Jenny gegangen, hihi. Selbst wenn sie einen am Haken hatte. Das hatte sie ihr sehr übel genommen und so fing sie an, fiese Spielchen zu spielen. Selbst heute ist sie noch sehr nachtragend. Es tut mir leid, dass du da mit reingeraten bist. Jenny versucht sie einfach irgendwie aus ihrem Leben zu schieben. Aber mit dir hat Leilani wieder gefundenes Fressen.“

„Einmal hatte sie eine Beziehung von Jenny so richtig zerstört.“

„Aber das ist doch Kinderkacke. Selbst mein Sohn ist reifer als sie.“

„Ich liebe Jenny, und ich habe es halt nicht nötig, wem anders hinterherzustarren.“

„Ey, du blöde Kuh. Du gehst einfach so rein? Komm schon. Du bist so feige. Denkst du, du wärst was Besseres?“

Ich bemerke, dass ich von Jenny immer noch nicht alles weiß. Vor allen Dingen etwas aus ihrer Vergangenheit. Oder vielleicht verschweigt sie es ja bewusst, weil sie einfach vergessen möchte?

Auf jeden Fall ist das wieder einen Lacher wert. Meine Verlobte knallt die Tür zu, mit einem „Blabla“ und lässt die meckernde Frau einfach draußen stehen.

„So, und wer denkt jetzt von dem anderen etwas Schlimmes, hmm? Du hast mir echt misstraut? Bei der da?“

Natürlich sage ich das in einem ruhigen Ton und meine es gar nicht so. Ich muss eher dabei grinsen.

„Sind wir uns quitt?“

„Hm?!“

Wie ich jedoch schnell bemerke, ist die Nummer noch nicht ganz abgeschlossen. Draußen immer noch die wütende Leilani, die durchs Fenster schaut und dann kommt Jenny grinsend auf mich zu und macht eben das hier:

„Okay. Anscheinend ist alles geklärt?“

„Japp.“

Leilani scheint aufzugeben. Aber ich habe jetzt auch keine Lust, zwischen diesem Kindergarten zu stehen. Wenn diese Frau da draußen einmal krumme Dinger zieht, dann lernt sie mich kennen.

Heute war es vielleicht noch witzig, aber das kann sich schnell ändern und ernst werden. Auch sowas habe ich in meinem Beruf schon erlebt. Sei es aus Eifersucht oder eben aus Habgier. Plötzlich ist man ziemlich kreativ, wenn es um Rache geht.


Später erfahre ich von Jenny auch, dass es ihr sehr leidtut, dass sie an mir gezweifelt hat. Leilani hatte es ihr früher recht schwer gemacht und sie hat jetzt Angst, dass sie mich verlieren könnte. Das wird jedoch nie passieren. Niemals.


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