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  • Kucki 232

Kapitel 143 - Auf der Pirsch


 

Okay, klar. Ein bisschen Zeit haben wir ja noch. Noch ist es hell und da dann irgendwas zu beobachten, wäre zu auffällig. Der Dieb soll wohl nachts zuschlagen.

„Hey, ein bisschen Zeit haben wir doch noch, hihi. Ich wüsste noch einen netten Zeitvertreib.“

Oh, nein. Bitte nicht. Boah. Wir müssen echt bald los.

Nein, nein. Das meint ihr jetzt nicht echt, oder? Echt jetzt?

Hmpf.

Okay, dann heißt es warten. Ich bin so aufgeregt wegen des Falls und die ähm .... die, die dingsen halt.

Klar, mal gut, dass Isabelle und Lukas im Dorf sind. Würde Paps sonst hier so rumlaufen? Ihm geht es manchmal doch etwas zu gut.

„Gleich da. Bin noch kurz duschen.“

Boah.

Und erstmal heißt es weiter warten. Lalala.

20 Minuten später. Okay, um 20 Uhr wollten wir da sein. Nun ja. Was habe ich jetzt auch für ein Problem? Haben doch noch Zeit. Aber die Zeit hätte ich dann auch sinnvoller nutzen können.

Was macht Paps denn solange im Bad?

Nochmal zehn Minuten später.

„Okay, sorry. Wir können.“

Yippie.

„Sorry, dass es so lange dauerte. Musste mich ja noch rasieren und so.“


Wir gehen vorher auch noch einmal kurz ins Café. Paps möchte sich noch etwas umhören. So ganz unauffällig. Vielleicht erfährt er ja noch irgendwas. Mir ist es recht. Ich bin bei allem dabei.

Manchmal fühle ich mich auch so ein bisschen, als wenn wir bei einigen nicht so willkommen sind im Dorf. Der Typ hat mich schon so komisch auf dem Fest angeschaut. Keine Ahnung, was er will. Scheint wohl hier der Checker des Dorfes zu sein oder sowas.

Selbst Paps fällt dieser Blick auf, doch er ignoriert es. Genau wie ich. Wir haben einen anderen Auftrag. Ärger gehen wir aus dem Weg.

Und dann schon wieder so ein Griesgram. Puh. Ich sehe es schon im Ansatz, dass Paps gleich einen Lauten macht. Aber er reißt sich zusammen. Nicht jetzt und nicht heute.

Stadtmenschen scheinen ja echt bei einigen nicht erwünscht zu sein. Pff. Doch wir genießen weiterhin unseren Kaffee. Scheiß auf die anderen. Ganz in Ruhe auf unseren Auftrag vorbereiten. Manchmal frage ich mich echt, wie Paps so ruhig sein kann? Lernt man das auch als Detektiv? Ich sehe ihn selten rumschreien. Eher zieht er sich zurück. Hmm, nein. Hat er jemals rumgeschrien?

Aber nicht nur Stinkstiefel sind hier im Café. Auch viele Geschäftsleute. Und sei es nur zur Durchreise.

Paps gibt mir ein Zeichen, dass wir aufbrechen. Es ist zwar noch nicht stockduster, aber wer weiß, wann der Dieb wirklich zuschlägt? Wir wissen ja noch gar nichts. In Scheunen kann man auch tagsüber unbemerkt einbrechen. Wenn ich mir manchmal so anschaue, was die Leute hier so für große Grundstücke haben. Wow. Das ist ein halbes Dorf.

Nun gut. Auf geht's. Ich bin nervös. Hoffentlich ist es kein Schwerverbrecher. Kann ja auch sein, dass es einfach nur ein Waschbär ist? Oder ein Fuchs. Sowas halt. Aber ob die Petroleumlampen klauen? Das bezweifle ich.

Der Himmel ist wieder so gigantisch schön. Kaum jemand ist auch noch unterwegs. Okay. Es ist auch kalt. Wer will da schon draußen sitzen und auf der Lauer liegen? Klar, wir. Haha.

Paps bleibt schließlich auch stehen.

„Da wären wir. Dort wurde gestern was geklaut. Soll abends kurz nach Ladenschluss gewesen sein. Mal schauen, ob wir schon was finden.“

Paps fährt sein Auto vor und stellt uns ein kleines Lager auf. Unauffällig, aber trotzdem alles im Blick.

Okay, unauffällig ist gelogen, aber er macht das immer so. Wenn einer vorbeikommt und blöd fragt, dann bekommt Paps das mit. Er erkennt schnell einen Verdächtigen. Kleine Strategie. Er ist ja nur ein Passant oder sowas, der eben hier so rumsitzt. Problem ist nur, dass uns mittlerweile wohl alle kennen und ich denke, es spricht sich schnell rum, dass Paps jetzt hier on Tour ist.

Deswegen sitzen wir jetzt hier auch einfach so rum. Mitten im Winter. Ob unser Plan so aufgehen wird? Klar. Und sitzen und sitzen. Bis irgendwann mal eine Frage kommt:

„Geht es dir denn wirklich gut? Du bist seit gestern richtig in dich gekehrt. Du weißt, dass ich dir helfen möchte, auch wenn es um magische Themen geht.“

Hmpf. Oh, nein. Auf diese Themen habe ich jetzt keinen Bock. Ganz ehrlich.

Wir reden auch sehr leise.

„Nein, alles gut. Wirklich. Ich kann dir nur so viel sagen, dass ich wieder Bilder sehe. Aber ich möchte das mit mir selbst ins Reine bringen, okay?“

„Bist du sicher? Jenny meinte, dass du gestern kreidebleich gewesen wärst.“

„Ja, nein. Alles cool. Ich möchte jetzt stark sein und du hast ja gesehen, dass ich Feuer und Wasser schon mal unter Kontrolle habe. Das finde ich richtig cool.“

„Weißt du aber, was dir fehlt?“

„Hm?“

„Eine Freundin. Ich finde, dir würde das jetzt richtig guttun. Schau Jenny und mich an.“

„Äh. Ne, ich komme gut ohne Freundin klar. Ja, wirklich. Hehe.“

Vater und Sohn unter vier Augen. Wunderbar. Was kommt als Nächstes für ein Thema?

Manchmal bin ich dann sogar trotzdem kurz davor, ihm von Jimmy zu erzählen. Ich denke, dass ich es ihm schuldig bin. Aber dann redet er immer so über Jenny. Nein, ich lasse es und lenke lieber vom Thema ab.

Unsere Themen werden immer lockerer und wir lachen, was das Zeug hält.

„Weißt du, Joel? Wir schaffen das schon. Ich bin erfolgreich im Job und du wirst mein Assistent. So wie Herlock Sholmes. Wäre doch was.“

„Meinst du wirklich?“

„Du hast wirklich das Zeug dazu. Vielleicht bist du ja dann der, der den Fall vor mir löst. Wir können ja eine kleine Wette machen.“

„Äh, Wette? Paps, ich bin bestimmt niemals so professionell wie du. Mir fehlt die ganze Schule und so. Das wirst du knicken können.“

„Hm. Willst du auch was trinken?“

„Ne.“

Ich habe ja jetzt mehr über meine Vergangenheit nachgedacht. Mir fiel ein, dass ich wohl ziemlich gut war in der Schule. Der Direktor hat mir sogar angeboten, vorzeitig die Schule zu beenden, weil mein Zeugnis mehr als grandios ist. Hm. Ich glaube aber weniger, dass das in dieser Dimension war. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass mich bis hierhin mehr nur miese Dinge verfolgt haben. Und dann soll ich ein gutes Zeugnis haben? Ich weiß nicht.

Ich habe mit Paps noch viel Spaß. Wir sprechen uns von Mann zu Mann aus. Er redet natürlich jetzt viel über Jenny und die Hochzeit. Das macht ihn alles etwas nervös. Und dann das Baby. Er gesteht mir, dass es gerade nicht so leicht ist, obwohl er Jenny über alles liebt.

„Du sagst doch selbst immer zu mir, dass ich nach vorn schauen soll. Dann tu das jetzt auch. Natürlich wird es auch für mich ungewohnt sein, noch ein Halbgeschwisterchen zu bekommen, aber warum nicht? Und mit Lukas werde ich mich auch schon irgendwie anfreunden. Läuft doch alles.“

Und eben auch lustige Geschichten werden erzählt.

„Haha. Stell dir vor, dass ich heute eine E-Mail bekommen habe und man sich im Altersheim schon sehr darauf freut, mich kennenzulernen. Die Damen des Hauses haben schon angefangen, mir Dinge zu stricken. Irgendwie ja süß.“

So wie jetzt habe ich mich mit Paps schon lange nicht mehr unterhalten. Er steckt mich langsam förmlich mit seinen Geschichten an.

„Pass dann aber auf, wenn wir da sind. Plötzlich himmeln dich 20 faltige Damen mit ihren Dritten an.“

Und dann überlege ich was anderes. Ich habe gerade eine Perspektive vor Augen.

„Paps? Wenn das wirklich stimmt, dass ich so ein gutes Zeugnis habe und die Schule vorzeitig verlassen könnte, dann kann ich doch wirklich mit dir eine Detektei eröffnen, oder nicht? Detektei Sohn und Marc. Wie klingt das?“

„Äh, meinst du dann nicht eher Marc und Sohn?“

„Äh.“

Wir vergessen so langsam die Zeit. Vor Augen haben wir nur dieses Vater-Sohn-Ding. Weit und breit kein Sim mehr. Die Bordsteine sind hochgeklappt worden.

Ich gestehe Paps so langsam, dass ich die ersten Erinnerungen habe. Vielleicht hilft es ihm ja auch, seine zurückzubekommen. Vielleicht muss ich ja jetzt mit allen drüber reden?

„Hm, ich war mit einem Rothaarigen in einem Café? Wo soll das gewesen sein?“

Bis er dann plötzlich etwas hört. Ein Hund fängt an zu bellen und irgendwas ist umgekippt. Er steht sofort auf und stellt sich an die Hauswand.

Hmpf. Plötzlich klingelt sein Handy. Verdammt. Kein Sim ist zu sehen. Was war das denn jetzt? Ein bisschen Schiss bekomme ich dann doch gerade.

Waren wir vielleicht doch zu auffällig? Hier kam ja eben auch gar keiner vorbei und plötzlich kippt halt was um und ....

„Ähm, hallo Kucki. Du, das ist gerade schlecht, okay?“

Während Paps telefoniert, bemerke ich, wie jemand wegrennt. Erkenne aber nicht, wer es ist. Verdammt. Soll ich jetzt hinterherrennen? Ich weiß nicht. Was soll ich machen? Paps gebe ich ein Zeichen, aber der Sim ist im anliegenden Wald verschwunden. Es ist einfach zu dunkel.

Als er auch auflegt, hat er ein mieses Gefühl. Waren wir vielleicht zu laut? Zu auffällig? Paps sagt, dass seine Methode bombenfest ist. Okay, im Winter wurde es noch nicht so angetestet, aber wir stehen nur noch da und denken wohl beide das gleiche: Das war ein Schuss in den Ofen.

„Paps, es tut mir leid. Ich hätte hinterherrennen sollen. Aber es ging alles so schnell.“

„Nein, alles gut. Ich brauche wohl eine bessere Strategie. Ich hoffe nur, dass mich unser Dieb nicht gesehen hat. Wer weiß, wo er dann zuschlagen würde? Wenn er uns gesehen hat, dann war alles umsonst. Er weiß dann, dass wir ihm auf den Fersen sind. Nein, ich habe alles verbockt. Nicht du. Komm. Lass uns alles zusammenräumen. Ich werde mir was überlegen.“

Es kann ja auch sein, dass es gar nicht unser Dieb war? Okay. Vielleicht wurde er von dem Hund überrascht und hatte Angst? Wenn man hier abends langläuft und plötzlich bellt da so ein Hund, da würde ich mich wohl auch erschrecken. Hm.

Auch wenn wir heute jedoch nichts erreichen konnten, habe ich es sehr genossen, mit Paps so zu reden. Es hat Spaß gemacht. Aber jetzt müssen wir uns wohl erstmal eine bessere Strategie überlegen. Die letzten Diebstähle waren nämlich in diesem Markt.

Detektei Marc und Sohn. Immer stets zu Ihren Diensten. Aber hehe. Wir üben noch. Müssen erstmal wieder warm werden.

 

Der Grund, warum bei mir im Café immer so wenig los ist (eigentlich ja nicht wirklich^^)

Selbst Lukas, sein Vater lungert hier rum^^

Ganz ehrlich?


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