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  • Kucki 232

Kapitel 144 - Spurensuche


 

„Hey, ähm. Wollen wir eben nochmal zum Laden zurück? Vielleicht finden wir ja noch was.“

Oh, da war ich doch etwas in meinem Spiel vertieft. Habe mir nämlich von meinem Taschengeld das erste Equipment gekauft und so als Test streame ich dann schon mal etwas. Okay, den Feinschliff muss ich noch hinbekommen, aber ich denke, dass kann ich mir echt gut vorstellen. Letztens kam Isabelle ja rein und wunderte sich, dass ich hier so rumschreie, haha. Sie kann mit Streams absolut nichts anfangen.


Aber klar. Paps hat recht. Warum nicht nochmal zum Laden zurück? Ich bin ja eh voller Tatendrang. Vor allen Dingen, weil mir jetzt vieles wieder einfällt. Auf geht's also.

Heute ist es etwas sonniger und wärmer, aber der Schnee ist trotzdem noch wunderbar.

„Hey. Ich habe nachgedacht. Es scheint wirklich zu helfen, dass du all deine Erinnerungen wiederbekommst. Ich weiß jetzt, wer der Rothaarige ist, den du letztens erwähnt hattest. Das ist mein Vater. Keine Ahnung, warum mir das plötzlich einfiel.“

„Hmm?!“

Moment, mein Opa? Echt?

Auf einmal rattern wieder neue Bilder durch meinen Kopf. Bilder aus dem Knast und sowas. Oh, er sitzt im Knast? Nein, wirklich. Das ist gerade sehr, sehr krass. Als Paps das sagte mit dem Rothaarigen, ist es nun so, als hätte ich gerade in einem Spiel das nächste Tor geöffnet.

„Joel? Alles gut?“

„Hmm? Äh, äh. Ja, klar. Bin da. Du Paps?“

„Hmm?“

„Ist es denn okay, wenn ich meinen Abschluss vorzeitig mache? Ich würde echt gern mit dir als Detektiv arbeiten.“

Meine Ziele und Gedanken überrumpeln mich gerade etwas, aber ich finde das gar nicht so schlecht. Jetzt weiß ich, was ich alles wollte. Wohin ich wollte.

„Weißt du? Ich könnte Herr Müller anrufen und dann studieren und mit dir arbeiten. Vier Augen sehen mehr als zwei. Und dann könnten wir wirklich eine Detektei aufmachen und nebenbei rette ich dann so noch die Welt. Öffne das Tor und keine böse Magie wird jemals wieder einen Fuß in diese Dimension setzen und ......“

Ich bin gerade nicht zu stoppen.

Paps grinst nur.

„Immer langsam. Ich muss sowieso erst sehen, wie das hier so läuft. Ach so. Kucki hatte sich gestern Abend nochmal gemeldet. Sie möchte, dass du nicht zum Tor gehst. Zumindest jetzt noch nicht.“

„Aber eine Stimme sagte das doch zu mir.“

„Ja, das ist ja das Problem. Kannst du dieser Stimme trauen?“

„Aber ich bin doch der einzige Magier?“

„Joel? Sei vorsichtig. Ich weiß, wovon ich rede, okay? Lass uns erstmal los. Wir müssen einen Dieb schnappen.“

Paps geht schon ein Stück vor, während bei mir das Handy vibriert. Als ich draufschaue, sehe ich erst ein leeres Display. Es ist gerade echt crazy, aber plötzlich baut sich da ein Text auf. Also nach und nach. Pixel für Pixel. Bis ich dann auch eine Nummer sehe, die ich gar nicht im Handy drin hatte. Es ist Max. Darunter entsteht eine neue Nummer. Wieder Pixel für Pixel. Svenja. Hm. An sie erinnere ich mich auch wieder etwas. Richtig cool.

Merkwürdig hier alles. Max fragt mich, wie es mir denn so geht? Ich wäre ja jetzt seit ein paar Tagen krank und er würde mich ja gern besuchen kommen. Hat aber Angst, sich anzustecken. Äh. Und Svenja schreibt, dass die letzten Tage ohne mich langweilig wären in der Schule.

Hmm? Paar Tage? Aber das ist doch jetzt schon mehr als ein paar Tage her?

Sich darüber jetzt aber den Kopf zu zerbrechen, würde mein Hirn zermatschen. Ich muss mich erstmal auf den Fall konzentrieren. Es darf nicht nochmal so ein Fehler passieren.

„Geh einfach nicht zum Tor, okay? Versprichst du mir das?“

Paps guckt mich total betrübt an.

„Ich würde gern mit dir eine Detektei aufmachen wollen. Aber dafür brauche ich dich zu 100%. Deine Gabe hin oder her, aber hier geht es um normale Dinge in dem Job. Sei, was du willst, nur konzentrier dich.“

„Okay.“

Ich nicke nur und folge ihm.


Wir kommen im Dorf an. Paps möchte hier Spuren suchen, aber die Nacht hat es noch gut geschneit. Ob wir da noch Erfolg haben werden?

Er bleibt stehen und dreht sich zu mir um.

„Bist du sicher, dass du gesehen hast, wie jemand in einen Wald gelaufen ist?“

„Ja, das muss hinter dem Laden gewesen sein. Es war nur zu dunkel. Habe auch nicht alles gesehen.“

„Okay.“

Seine Gedanken würde ich jetzt gern wissen. Er analysiert und kombiniert. Das finde ich wirklich sehr faszinierend. Deswegen dreht er sich auch nur schweigend von mir weg und geht weiter. Alles geht er Schritt für Schritt durch. Von wo kamen wir? Wo haben wir gesessen? Echt schon cool. Man sieht es ihm richtig an.

Dann kneift er auch immer so seine Augen zu. Bleibt stehen - geht weiter - bleibt stehen - geht weiter. So geht das die ganze Zeit, bis wir langsam zum Laden hinkommen.

Ich folge ihm einfach nur. Bis wir schließlich jemanden rufen hören.

„Kauft. Kauft. Nektar zum besten Preis. Schlagt zu!“

Dieser Mann steht direkt vor dem Laden. Scheint dann wohl der Besitzer zu sein. Wir gehen auf ihn zu.

Doch als wir uns ihm nähern, will er plötzlich weggehen.

„Äh, Paps? Will der Mann abhauen? Was meinst du?“

Ich sehe, dass er sich sehr schwertut mit dem flüchten. Tja, der Gute ist auch nicht mehr der Jüngste. Deswegen erlauben wir uns einen kleinen Spaß.

„Hmm, das könntest du gut erkannt haben, mein Sohn. Wollen wir ihn mal fragen?“

Wir haben extra laut gesprochen, so dass der Mann schnell aufgibt mit seiner Flucht. Unsicher kommt er zu uns und schaut uns nur an.

„Ähm, Sir? Nein, nein. Ich wollte natürlich nicht abhauen. Also, auch wenn das so aussah. Ich wollte das echt nicht machen. Mir war nur kalt, wissen Sie? Wollte mir eine andere Jacke anziehen.“

„Nur, wissen Sie. Ich habe dann nur vergessen, wo mein Laden noch ist. Ich werde langsam alt und mein Gedächtnis ist nicht mehr das beste. Hm. Wo wollte ich nochmal hin?“

Wir durchschauen natürlich den Versuch.

„Sie sind der Inhaber dieses Geschäftes?“

„Ähm. Ja ja. Gewiss. Ich bin der Inhaber. Und das seit vielen Jahren. Meine Frau und ich haben das zusammen aufgebaut und Sie sehen ja, was für ein Prachtstück daraus geworden ist.“

„Und ähm. Sind Sie der neue Detektiv? Wenn ich etwas wirr wirkte, dann tut es mir leid. Hier passiert in letzter Zeit so viel und ich möchte nur auf Nummer sichergehen, dass mir nichts passiert. Unser Dieb ist schon schlimm genug.“

„Äh, ja. Ich bin der neue Detektiv.“

„Schön, schön. Endlich mal jemand, der in der Stadt aufräumt. Man kann schon gar nicht mehr beruhigt schlafen, weil ständig der Hund bellt.“

Paps hat letztens schon mit dem Inhaber telefoniert. Er klingt wirklich etwas wirr und durcheinander. Oder eben auch ängstlich.

„Kann ich mich denn einmal im Laden umsehen?“

„Äh, äh. Ja, könnten Sie. Aber wissen Sie? Bei uns ist viel ausgelaufen und der Boden klebt. Das muss ich erstmal wegmachen und dann können Sie gern mal reinschauen.“

Paps runzelt die Stirn. Hat er etwa doch was zu verbergen? Selbst ich werde jetzt hellhörig.

„Okay. Aber wenn Ihnen noch etwas einfallen sollte, dann schauen Sie auf meine Homepage. Da können Sie mir dann eine Mail schreiben.“

Der hat doch echt Kacke am Dampfen. Paps darf da jetzt nicht rein? Krass. Nicht dass er Spuren verwischen muss. Vielleicht liegt da ja eine Leiche? Hat er unseren Dieb umgebracht? Letzte Nacht? Vielleicht war er ja der Flüchtige? Uff. Nein. Das kann nicht sein. Dafür war er zu schnell. Selbst ich muss jetzt anfangen zu analysieren.

Der Mann geht schließlich auch wieder in seinen Laden rein. Paps und ich wiederum gehen noch etwas weiter. Da, wo ich den Flüchtigen gesehen habe.

„Joel? Diesen Typen müssen wir auf dem Schirm behalten. Da stimmt was nicht.“

„Jopps.“

Wir bleiben stehen und er schaut sich um.

„Mist. Keine Spuren mehr da. Das wäre nun gut gewesen. Und der Wald ist nicht wirklich dicht. Wir hätten locker folgen können.“

Sehr beruhigend. Danke, Paps. Also war es dann wohl doch meine Schuld, dass unser Täter entkommen ist.

„Lass uns abbrechen für heute. Wir essen noch einen Kuchen und wärmen uns auf. Ich werde mir dann ein Durchsuchungsbefehl vom Bürgermeister geben lassen und dann schauen wir uns im Laden mal um.“

„Alles klar.“

Während wir so zum Café gehen, ist Paps auch weiterhin ruhig und denkt nach. Ich bin gespannt, was bei ihm da alles zusammenkommt.


Und so machen wir es uns noch etwas gemütlich, bevor es nach Hause geht. Morgen werde ich mal mit Herrn Müller telefonieren. Jetzt weiß ich ja immerhin, wo ich zur Schule gehe. Auch wenn ich viele Zusammenhänge noch nicht verstehe, bin ich froh, dass ich mich langsam wieder an meine Freunde erinnere. Warum auch immer.

Für sie scheine ich ja dann nicht wirklich lange weggewesen zu sein. Nur, wie kann das sein?

Und, warum soll ich nicht zum Tor gehen? Die Stimme hörte sich nicht wirklich böse an.

Mal schauen also, wie es weitergeht. Ich bin selbst noch gespannt. Vielleicht besuche ich meine Freunde ja auch mal? Ein bisschen fehlt mir dann doch noch aus meinem alten Leben. Besonders Katharina.

Und nebenbei fange ich mit Paps einen Dieb. Der kann sich warm anziehen.

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