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  • Kucki 232

Kapitel 145 - Jahrestag


 

Ich soll Tessa noch ein bisschen bei den Tieren helfen. Nachmittags nach der Schule kommt sie ja immer her, um sich noch etwas Taschengeld dazuzuverdienen. Sie liebt Tiere und nun ja. Auch wenn ich sie nicht so kenne, habe ich sie trotzdem schon öfter lachen sehen, als in der letzten Zeit. So wie auch jetzt, wie ich schnell bemerke. Weint sie etwa? Mal nachschauen.

Vorsichtig taste ich mich zu ihr ran. Und ja. Sie heult. Okay?! Hm.

Zögernd spreche ich sie an:

„Ähm. Ist alles in Ordnung? Kann ich helfen?“

Sie zuckt kurz zusammen und wischt sich die Tränen aus den Augen. Tessa möchte dann aber wiederum einfach so an mir vorbeigehen.

Bis sie dann doch stehenbleibt und sich zu mir dreht.

„Kann ich dir denn helfen?“, frage ich erneut vorsichtig.

Tessa versucht ein Lächeln aufzusetzen, was jedoch mehr gestellt aussieht, als alles andere.

„Nö. Alles gut. Siehst du doch, hihi.“

Okay, ihre roten Augen sagen aber was anderes.

„Ich ähm. Ich muss dann aber auch weitermachen. Candy braucht noch frisches Futter. Wir sehen uns.“

Bevor ich auch nur ansatzweise reagieren kann, ist sie schon weg. Okay. Nun ja. Es geht mich ja auch eigentlich gar nichts an, aber es ist trotzdem traurig, sie jetzt so zu sehen. Und man kann eben nichts tun.

Am anderen Ende steht Isabelle. Tessa versucht an ihr mit gesenktem Kopf vorbeizukommen, aber Isabelle fixiert sie regelrecht.

„Ich, äh. Hey. Wie geht's?“

Jennys Mam lässt sich auch nicht beirren. Weiß sie etwa, was los ist? Hm.

„Hey, komm mal her, Süße. Geh nach Hause, wenn es nicht mehr geht. Alles gut. Heute ist das nicht so schlimm, da mir die Jungs ja hier schon ganz gut geholfen haben.“

Tessa fällt ihr in die Arme und legt jetzt erst so richtig los mit weinen.

„Alles gut. Lass es raus.“

„Ist es denn wirklich okay, wenn ich heute frei mache?“

Isabelle nickt auch nur.

Die Schülerin verschwindet schließlich. Irgendwie bin ich ja jetzt neugierig geworden. Soll ich Isabelle mal fragen, was los ist? Nein, es geht mich doch eigentlich gar nichts an. Hmm. Tessa war ja schon letztens auf der Feier so zurückgezogen.

Sie schaut mich auch nur mit einem ernsten Blick an. Nein, ich frage jetzt einfach. Wenn es mich nichts angeht, dann wird Isabelle mir das schon andeuten. Dann hake ich auch nicht weiter nach.

„Äh, ist mit Tessa alles in Ordnung? Also, ich frage nur, weil …“

„Was soll denn sein? Sie hat halt mal einen schlechten Tag. Hat doch jeder mal, oder nicht?“

Hmm. Nun gut. Ich hake dann lieber doch nicht nach.

Hmpf.

„Also, wenn du mich dann noch brauchst, dann mache ich gerne noch was. Also, ich sollte ja Tessa helfen und jetzt ist sie ja nicht mehr da und ähm ....“

Mann, ich will es jetzt trotzdem wissen.

„Brauchst du mich denn noch?“

Das macht mich doch gerade etwas nervös.

„Vor drei Monaten brannte eine Ranch. Tessa verlor dort ihren Freund und ihre beste Freundin bei dem Brand. Auch die Eltern starben. Also, was willst du jetzt noch hören?“

„Oh, echt? Ich ähm ....“

Nein, jetzt bin ich sprachlos. Paps hatte doch letztens von so einem Brand mal erzählt. Mitten in der Nacht und vier Sims starben. Schrecklich. Und jetzt fühle ich mich noch mieser, weil ich so nachhaken musste und weiß jetzt gar nicht, was ich noch sagen soll.

„Ich äh. Okay, ähm.“

„Es ist okay, Joel. Wir reden im Dorf nur nicht so gerne drüber, weil wir hier solche Schicksale eigentlich nie erleben. Tessa und er hätten heute ihren ersten Jahrestag gehabt. Das nimmt sie jetzt sehr mit.“

„Klar, das verstehe ich.“


Ich setze mich in den Essbereich und denke nach. Das ist gerade richtig übel. Habe mir eigentlich keine Gedanken wegen des Brandes gemacht. Und jetzt schießen mir die unmöglichsten Bilder durch den Kopf. Puh.

Jetzt weiß ich auch nicht, was ich euch heute noch erzählen soll. Das muss ich wohl erstmal verdauen.


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