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  • Kucki 232

Kapitel 153 - Nichts passt zum anderen


 

Ich bin heute und morgen in Willow Creek, da ich einen Termin für meinen Abschluss habe. So bleibe ich über Nacht. Wollte eh noch mit Katharina reden und eben noch ein bisschen was von meiner Familie haben. Wieder hier zu sein, lässt mich sofort in Nostalgie versinken. Ein schöner Ort.

Mam und die anderen packen auch so langsam ihre Sachen zusammen. Nachdem die Erinnerungen langsam wiederkommen, weiß jeder, wo er eigentlich hingehört. Zumindest hatte es bei Naomi und meinem großen Bruder dann ordentlich gekracht. Emilio hatte die halbe Nacht mit mir telefoniert. Er war ja ein paar Tage nicht da und würde fremdgehen und so einen Quatsch musste er sich anhören. Und Mam ist wieder zu Maik. Hm, ob der jetzt auch mit nach Chestnut kommt?

Ich gehe so durch die Gegend hinter dem Haus. Hier war ich, als Mam und Paps das Haus kauften.

Erinnerungen, die ich nie vergessen möchte.

Und dann dieser Ort. Das Picknick mit Katharina. Wo wir so gelacht haben. Ich hatte sie im Arm und fütterte sie mit Weintrauben. An diesem Tag haben wir Freundschaftsringe ausgetauscht gehabt. Eine Liebe fürs Leben. Und jetzt?

Ich versuche, um sie zu kämpfen, aber dann verfliegt dieser Gedanke immer wieder. Vielleicht wäre es auch gar nicht gut, wenn ich mit Katharina rede? Keine Ahnung. Sie ist ja jetzt wieder bei ihren Eltern.

Oh, Mann. Hier haben wir uns geküsst und unsere Ärsche waren durch. Es war so nass.

Tja, und jetzt bin ich hier. Nicht weit von meiner Freundin weg. Exfreundin mag ich nicht sagen. Oder doch? Ich weiß es nicht. Als ich hier so stehe, lächle ich immer mal wieder kurz und Tränen bilden sich in den Augen. Verdammt. Ihre Nähe. Ihre Küsse. Das fehlt mir alles so.

So. Egal. Meine Mission ist eine andere. Auf geht's.

Es ist so ruhig in Willow Creek. Fast so tot wie in Chestnut. Ganz ungewohnt für die lebhafte Vorstadt.

Ich hole die Haustürschlüssel aus meiner Jackentasche und bin gespannt, was mich erwarten wird. Wenn alle nachher bei uns in der Nähe wohnen, dann kann es nur besser werden. Denkt an Emilio und ich da auf dem Fest. Ich konnte nicht mehr, haha.

Wer es noch nicht weiß: Ja, hier habe ich mal gewohnt. Eigentlich fing es ja gut an, bis plötzlich alles nur noch schiefging. Mam und Paps trennten sich und schuld war ein eifersüchtiger Bruder. Einst haben wir hier als Familie zusammengelebt. Es war eine ganz andere Zeit. Tja, und dann brach ich zusammen und kam nach Chestnut. Ein neuer Lebensabschnitt begann. Und hier bin ich wieder.

Meine Erinnerungen sind sowohl mit schönen, als auch mit schlechten verbunden. Zu schlecht, wenn ich ehrlich bin.

Na klar. Im Wohnzimmer hängen alle vor der Glotze. Was will man auch sonst bei dem Wetter machen? Als ich reinkomme, schmunzle ich. Das ist der Teil, den ich sehr in meiner neuen Heimat vermisse.

Und besonders meine kleine Schwester. Da war die Welt noch heile.

„Hey, meine kleine Pupskugel. Komm, lass dich knuddeln.“

Sie wird größer und ich verpasse das. Wollte ja immer mit ihr durch den Park in Willow Creek. Doch dazu kam es ja nicht mehr. Hole ich alles nach. Bald ist es soweit.

„Schmatzer vom großen Bruder. Boah. Ist deine Windel so schwer, oder bist du das? Haha.“

Die anderen werden natürlich auch begrüßt.

„Hey, Mam.“

„Hey, Großer. Wieso bist du so dünn geworden? Gibt Marc dir nichts zu essen?“

„Äh, doch.“

Mit Mam muss ich noch so viel bereden. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

Na klar, kann sie das jetzt nicht lassen.

„Du bist so ein Hübscher, hihi.“

„Äh, ja.“

Und dann kommt mein großer Bruder mit seinem Griff, als würde er einen Baum zusammendrücken wollen. Aua.

„Alter, du bist ja voll dünn. Ey, dich Streichholz kann man gar nicht umarmen. Nimm mal zu.“

„Alter, ich hab schon voll geguckt, was man dann so in Chestnut machen kann. Voll das krass, langweilige Teil, aber hab da nen Job inner Nähe gefunden und so. Ey, die suchen da voll.“

„Cool.“

Aber ich habe nicht so viel Zeit und mir liegen Unmengen an Infos auf der Niere. Deswegen ziehe ich mir erstmal Kucki in die Küche. Das kann einfach nicht warten. Und dann mache ich mir einen gemütlichen Abend. Freue mich schon. Wenn Emilio nicht wieder meine Pizza wegmampft.


Okay, erstmal sortieren.

„Komm erstmal her, meine Hoffnung für die Welt, hihi. Wow. Du bist ja wirklich sehr dünn. Soll ich dir heute Abend drei Pizzen bestellen? Hihi.“

„Äh, nein.“

„Also. Was hast du für mich?“

„Ich hatte wieder Bilder, aber kann sie nicht wirklich zuordnen. Jetzt haben Paps und ich von einem Brand erfahren, wo alle ums Leben kamen. Na ja fast. Die Tochter scheint überlebt zu haben. Als ich an der Ruine war, da habe ich ein kleines Mädchen gesehen. Weiß nicht. Später traf ich dann ein Mädchen dort und sie meinte, sie hätte mich ebenfalls gesehen. Kannst du mir dazu was sagen?“

„Wie ist der Name von der Familie?“

„Ember. Die, die überlebt hat, heißt Jasmin.“

„Äh, Ember? Bist du sicher? Die Familie besteht ebenfalls aus Magiern. Weiße Magier. Morgyn war mein bester Freund. Aber, Jasmin? In Chestnut? Äh, nein. Das kann nicht sein. Okay, nein. Ich kenne keine Jasmin. Das meine ich damit. Morgyn hatte keine Geschwister oder sowas, von denen sie sein könnten. Hm.“

„Hast du denn noch was gesehen?“

„Äh. Ja. Ich habe Jimmy gesehen und es fühlte sich böse an. Und dann den Mann. Ich wusste erst nicht mehr, wer das noch war, aber dann fiel mir ein, dass es Katharinas Vater war. Auch total böse irgendwie.“

„Hm, schwarze Magier? Das wäre fatal. Auch wenn sie nicht mehr zaubern können, können sie unendlich viel Schaden anrichten. Wäre das bei Jimmy möglich gewesen? Aber er war doch Marcs Bruder? Marc hat aber keine magische Blutlinie. Äh. Nein. Da stimmt was nicht. Und Ember. Ich. Hmpf. Ich muss rausfinden, wer das war. Hast du noch was gesehen? Hat das Mädchen was gesagt?“

„Nein. Nur dass sie nicht zu ihr will, oder sowas. Keine Ahnung. Sie war total panisch erst.“

„Morgyn hatte in unserer Dimension keine Kinder. Erst nicht. Dann kam sein Sohn aus einer anderen Dimension. Aber er hatte keine Kinder wie Jasmin. Hm. Puh. Äh. Ich verstehe gerade gar nichts mehr. Ich dachte, ich hätte die Dimension einigermaßen hinbekommen, aber irgendwie entwickeln sich hier immer mehr Ungereimtheiten.“

„Und wenn ich mir das so überlege. Du sagst, du hast ein Mädchen gesehen? Aus der Vergangenheit? Und Jasmin behauptet, sie wäre das gewesen und hat dich in der Zukunft gesehen? Wow. Das. Sowas haben Magier immer genutzt, wenn sie Hilfe suchten. Sie gaben Visionen weiter. Suchten Verbindungen. Das ist krass. Echt. Irgendjemand wusste, was kommt und hat dir diese Visionen geschickt. Vielleicht, weil derjenige wusste, dass Jasmin überleben wird? Sollte sie dich finden? Huch? Hm. Dem muss ich nachgehen. Kannst du Jasmin schnell finden? Pass auf sie auf. Sag aber niemandem was davon, bis ich mehr weiß. Machst du das? Aber sei bitte vorsichtig. Ich kenne diese Familie noch nicht. Nachher ist es eine Falle!“

„Joel. Auch wenn die Magie in dir versiegelt ist, ist trotzdem noch viel passiert. Wenn jemand zu dir Kontakt aufnehmen wollte, dann müssen wir rausfinden, wer das war. Und das mit Jimmy und Wolfgang schaue ich mir auch noch an. Wolfgang ist ein Griesgram, ja, aber ich habe noch nichts Auffälliges gesehen.“

Mam kommt zu uns. Auch ihr möchte ich so viel erzählen. Sie kann genauso helfen.

„Ich habe auch noch ein paar Folianten finden können und ich finde, dass Joel einen Schutzzauber lernen sollte. Joel ist stark. Hat eben meine Gene, hihi. Aber so ein Zauber schadet ihm trotzdem nicht.“

„Stellt euch vor. Ich habe dem Mädchen auch geholfen und sie geheilt. Mit Wassermagie. Das Feuer macht mich auch nicht mehr wütend.“

„Und morgen schreibe ich meine Abschlussprüfung und gehe dann zu Katharina. Ich liebe sie und vielleicht können wir neu anfangen und dann wird alles wieder perfekt. Was meint ihr?“

Ähm, was schauen sich die beiden jetzt so an?

„Äh, ja ja. Mach das. Und Emily und ich finden raus, wer diese Familie Ember hier in der Dimension ist. Wir haben noch viel vor uns.“

Warum kann mir Kucki gerade nicht in die Augen schauen und guckt eher über mich rüber?

Ich hoffe, dass wir dem aber einen Schritt weitergekommen sind. Das wäre krass, wenn jemand wusste, was passiert und ich nun helfen soll. Hoffentlich geht es Jasmin gut. Ist sie wirklich eine weiße Magierin?

Egal. Kurz muss ich meine Gedanken an die Magie abschütteln. Zwei wichtige Dinge liegen morgen an und ich möchte fit sein. Vielleicht sehe ich ja auch alle meine Freunde wieder? Das wäre toll. Der Kontakt darf keineswegs mehr abbrechen.

Aber jetzt mache ich mir trotzdem Gedanken. Warum haben sie sich eben so angeschaut? Das macht mich jetzt doch etwas nervös.

Vieles dreht sich gerade wieder. Gedanken machen sich breit und jeder Satz beginnt mit „Was ist wenn?“ So schaffe ich meine Prüfung niemals. Konzentrier´ dich, Joel. Nur noch morgen und dann hast du es geschafft.

Deswegen genieße ich jetzt diesen wunderbaren Mikrowellenkuchen und hau mich dann erstmal hin. Die Fahrt schlaucht immer ganz schön.

Warum haben sie eben so geguckt? Verdammt!!

Ich liebe Katharina und werde alles dafür tun, um sie zurückzugewinnen. Nach meinem Abschluss. Ich hoffe, ich kann jetzt auch ein bisschen schlafen.

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