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  • Kucki 232

Kapitel 157 - Ein Wunsch zu viel?


 

Heute möchte ich mit Paps über die allgemeine Situation reden. Das kann echt so nicht weitergehen. Auch ein Teenager hat seine Grenzen und die sind jetzt erreicht.

Schön, dass ich einen Opa habe, aber ich kenne diesen Mann nicht und er sitzt hier, als wäre es das normalste unseren Kühlschrank leerzuessen. Da werde ich langsam so richtig sauer. Schaut euch das doch mal an. Er isst und isst.

Also gehe ich direkt zu Paps. Mich nervt das ja gerade, dass er dagegen nichts tut. Schraubt in Ruhe rum, während Sven eben alles aufisst. Boah, ich platze bald. Am liebsten würde ich ihm jetzt einen Feuerball ins Gesicht jagen.

„Paps? Kann ich dich kurz sprechen?“

Er hört auf zu schrauben und schaut mich an. Das scheint dann wohl ein „Ja“ zu sein. Aber dass er so ruhig ist, beruhigt mich gerade wieder.

„Du, ich äh. Ich finde die Gesamtsituation gerade nicht schön. Egal, wo ich bin: Ich kann mich einfach nicht zurückziehen. Wozu habe ich denn sonst mein Zimmer? Eigentlich ist es doch MEIN Zimmer, aber Sven kommt da jetzt immer rein und stört mich. Hallo? Auch ich habe Privatsphäre.“

„Sven ist trotzdem mein Vater und das wurde belegt. Mich würde schon interessieren, was das mit Jimmy auf sich hat. Als ich den Fall nochmal durchgegangen bin, stimmte da was nicht. Und jetzt ist es meine Aufgabe rauszufinden, was. Klar, bin ich ihm böse, dass ich eher bei meinem Onkel aufgewachsen bin, aber er ist jetzt nun mal da und das möchte ich nutzen.“

„Sven meinte, dass Jimmy damals nie so aggressiv war. Eigentlich eher unauffällig. Und du sagtest, dass du ihn gesehen hast? In deinen Erinnerungen? Böse Schwingungen und das alles? Joel, ich möchte dir nur helfen, aber eben auch meinen Vater kennenlernen.“

„Wir wollen das Haus bald ausbauen und neu renovieren. Dann haben wir wieder genug Platz. Das Baby braucht ja auch noch ein Zimmer.“

Paps und ich schauen uns schließlich nur noch an.

„Okay. Gut. Alles klar. Dann soll es so sein. Ich möchte aber nicht, dass er nochmal einfach in mein Zimmer kommt. Mein Zimmer und meine Privatsphäre.“

Hm. Alles geklärt, ist was anderes. Sven räumt ja nicht mal seinen Teller wieder weg. Was ist das für ein Vogel? Ich verpiesel mich in mein Zimmer und schließe ab. Schaue ich fernsehen und mir kann keiner auf die Füße treten. Wohlfühlklamotten an und ab aufs Bett.

Gut eine Stunde wird das auch was. Bis dann immer irgendwas draußen rumpelt oder Musik aufgedreht wird. Ach, und jedes Wort versteht man dann auch noch. Jetzt werde ich langsam richtig sauer. Ich habe schon andere Probleme und bin doch eh schon mies drauf. Jetzt reicht's.

Ich ziehe aus. Das sage ich Paps jetzt klipp und klar.

„Kann ich dich nochmal sprechen?“

Wie kann dieser Mann nur so tiefenentspannt sein? Ich drehe hier fast durch und er ist so ruhig. Das kann echt nicht wahr sein.

„Also, Paps. Es reicht mir. Wirklich. Ich habe die Schnauze voll. Ich werde ausziehen.“

„Und außerdem möchte ich, dass Sven verschwindet. Ein für alle Mal. Das Baby will ich auch nicht. Wenn ich Detektiv werden soll, dann brauche ich meine Ruhe, okay? Außerdem nervt mich Isabelle mit ihrer Fürsorglichkeit. Langsam reicht es. Ich bin doch kein kleines Kind mehr. Mann, Mann, Mann. Will einfach nur meine Ruhe haben.“

„Ich habe gerade meine Freundin und meinen besten Freund verloren. Ich hasse die beiden und jetzt kommt eben noch das. Man kann ja nicht mal mehr in Ruhe aufs Klo gehen. Boah, ich platze bald.“

In mir steigt wieder so eine Wut hoch. Nein, eher Frust. Oder beides. Ich halte das einfach nicht mehr aus. Und er steht da und schaut mich nur an.

„Moment. Ist dir das etwa egal? Hallo? Ich will ausziehen?!“

„Natürlich ist mir das nicht egal. Aber ich sagte doch, dass wir bald alles ausbauen. Und so schlimm ist es doch gerade auch wieder nicht. Du überspannst nur gerade wieder ordentlich den Bogen. Denk an dein Glas Wasser.“

„Ich scheiß’ auf mein Glas Wasser, ja?“

„Deswegen werde ich jetzt ausziehen. Ich suche mir eine schöne Wohnung. Für mich ganz alleine. Das hilft mir mehr, als so ein blödes Glas Wasser. Auf Wiedersehen, Paps.“

Ich gehe. Ein für alle Mal. Hole jetzt meine Sachen und dann nichts wie weg. Mich kann niemand aufhalten. Sven reichte mir. Pah. Sachen packen und ab geht's.

Einfach losgehen und nicht nach hinten schauen. Genau das ist mein Ziel.

Aber irgendwie komme ich nicht weit. Ein heftiger Schneesturm zieht auf und wo will ich überhaupt hin? Keine Ahnung. Ne, du. Das ist mir jetzt doch etwas zu heftig. Ih, ne.

Schnell wieder zurück ins Warme.

Als ich eben da so draußen war, war der Sturm zwar schlimm, klar. Aber ich habe mich schnell wieder beruhigt. Warum habe ich nur diese Worte gesagt? Das tut mir gerade so leid. Die anderen können doch absolut nichts dafür, dass das so mit Katharina und Max lief. Verdammt.

Und so bringe ich wieder meine Sachen ins Zimmer und schaue einfach nur aus dem Fenster. Mit Tränen in den Augen.

„Können wir dann jetzt endlich mal normal reden?“

„Nein, nicht heute, Paps. Sorry. Ich. Ich bin alle, okay? Sorry wegen eben.“

Und so ziehe ich mich den Rest des Tages im Zimmer zurück. Wann hören diese Gefühlsschwankungen nur wieder auf? Sie werden immer stärker und ich kann einfach nichts machen.


Am nächsten Morgen klingelt natürlich wieder pünktlich um vier der Wecker. Ich mache mir erstmal Pfannkuchen. Habe kaum geschlafen und diese Zuckerbombe brauche ich jetzt einfach mal.

Später kommen auch Jenny und Paps dazu. Wieder so schön ruhig und harmonisch. Herrlich. Doch, Moment ....

„Äh. Waren wir nicht mal mehr?“

Plötzlich steht Jenny heulend auf und schiebt den Stuhl mit Wucht an den Tisch. Ähm.

„Joel? Ist das jetzt dein ernst? Wieso reitest du da jetzt drauf rum? Was ist los mit dir?“

„Hmm?“

Gerade weiß ich wirklich nicht, worum es geht. Entweder habe ich ein tierisches Blackout oder ich habe echt was verpasst.


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