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  • Kucki 232

Kapitel 162 - Die Höhle


 

Die nächsten Tage gehen recht ruhig zu. Klar, überlege ich immer noch, wie ich das jetzt alles beichten kann, aber aktuell ist es recht harmonisch und das möchte ich nicht kaputtmachen.

Paps hat nämlich jetzt mit seiner Weiterbildung begonnen und ich warte noch. Egal.

Dann zocke ich halt erstmal. Alles abschütteln, was sich in der letzten Zeit so angefressen hat.

Heute möchte ich nämlich wieder zur Ruine. Hoffentlich ist Jasmin wieder da. Möchte unbedingt mit ihr reden. Also nicht, dass ich ihr gestehen möchte, wer ich bin. Nein. Einfach, weil ich mir immer mehr Sorgen mache. Je länger sie da draußen ist, desto mehr mache ich mir einen Kopf. Paps und ich beißen immer mehr auf Granit. Deswegen hoffe ich, von ihr Antworten zu bekommen.

Vielleicht finde ich ja dann auch noch ein paar Klamotten oben.

Hier werde ich jedoch nicht fündig. Vieles ist leider von Motten zerfressen und das möchte ich Jasmin jetzt nicht vor die Füße schmeißen. Ich musste sogar viel über sie nachdenken. Es interessiert mich schon, wer sie ist. Klar. Und vielleicht ist sie ja unser Schlüssel?

So mache ich ihr wieder eine Tüte fertig. Heute Erdnussbutter-Sandwich, ein paar Bananen und Müsliriegel.

Heute Abend möchte Paps dann auch nochmal mit mir los. Es gab wieder einen ordentlichen Einbruch in einem Hofladen. Der Täter sucht sich mittlerweile immer verschiedene Orte. Nicht wie sonst oft hintereinander den Supermarkt. Also blöd ist er echt nicht.

Ob Jasmin das schmecken wird?

Schön verpacken und auf geht's.

Ach, na klar. Und seinen Mist wegräumen. Komisch. Wenn ich in der Küche zugange bin, dann sieht es immer aus, als würde ich ein fünf-Gänge-Menü zaubern, haha. Fast wie bei Mam.

Ich sage Jenny und Paps, dass ich noch ein bisschen durchs Dorf gehe. Paps ist ja eh beschäftigt mit seinen ganzen Aufgaben.

Und so gehe ich wieder zur Ruine. Diesmal etwas nervöser. Mein Herz rast. Aber warum? Habe ich Angst? Na klar. Eigentlich ja schon. Immerhin muss ich ihr dann wohl irgendwann wirklich mal erzählen, dass ich ein Magier bin. Ob sie mir überhaupt glauben wird?

Als ich so an letztens denken muss, da muss ich schmunzeln. Wie sie in dem Pullover aussah, haha. Okay, ich gestehe, dass ich sowas auch nie angezogen hätte. Aber ich meinte es halt gut.

Trotzdem war sie mir dankbar. Wenigstens tu’ ich so dann mal was Gutes und mache nicht immer alles nur kaputt. Und habt ihr mal ihre Augen gesehen? Schon süß.

Habe noch nie solche grünen Augen gesehen.

Ich bin fast bei der Ruine, als ich plötzlich jemanden sehe. Hm. Schnell bleibe ich stehen und sehe zu, dass mich die Person nicht sieht. Als ich genauer schaue, sehe ich, dass es Jasmin ist. Die Klamotten erkenne ich doch. Vor allen Dingen meine Mütze.

Was zum Geier macht sie da?

Ich gehe etwas näher ran, aber muss aufpassen, dass sie mich nicht sieht. Sie kann ganz schön laufen. Das weiß ich schon mal. Und ich bin einfach noch zu weit weg, um sie einholen zu können. Hm. Wo geht sie denn hin?

Vorsichtig pirsche ich mich an. Versuche mich hinter einem der Felsen zu verstecken, doch dieser Plan scheitert, als sie sich umdreht. Okay, immer dran denken: Ich bin noch in der Ausbildung. Kann das noch nicht so gut, wie Paps. Merke schnell, wie rutschig es hier doch ist. Verdammt. Jasmin will nämlich abhauen. Nein, nein. Bitte nicht. Hmpf.

„Jasmin. Warte bitte. Ich will dir doch nichts tun.“

Ich bin lieber vorsichtig. Selbst sie würde ausrutschen. Fliehen bringt doch eh nichts. Der Schnee ist mittlerweile so festgefroren. Einmal ist er nämlich etwas angetaut und dann fror es über Nacht. Gar nicht so witzig.

Sie rutscht schließlich selbst aus und ich sehe, wie einige Sachen aus ihrer Jacke fallen.

Und so stelle ich sie zur Rede.

„Was machst du hier? Warum haust du ab? Du müsstest doch mittlerweile wissen, dass ich dir nichts tu.“

„Hmpf.“

Sie steht nur da und bewegt sich kein Stück mehr. Ganz erstarrt ist sie.

„Hehe. Gar nichts ist hier. Ich äh. Ich wollte nur. Ja, ich wollte nur gerade zur Ruine und du warst nicht da und da dachte ich, dass du nie wieder vorbeikommst und dann bin ich gegangen.“

„Äh, natürlich wäre ich wiedergekommen.“

„Du lügst mich doch an. Wo warst du wirklich? Was sind das für Sachen?“

„Na, ähm. Meine Sachen. Ich war nur einkaufen.“

„Verarschst du mich? Du lebst seit drei Monaten hier draußen und gehst kurz einkaufen, obwohl niemand weiß, dass du noch lebst?“

„Lass mich mal sehen, was du da so eingekauft hast.“

„Joel, nein. Da ist nichts Besonderes, ja?“

„Na, dann ist ja gut.“

Als ich mich auf den Boden setze, sehe ich einen Apfel, eine Tasse und Brötchen. Okay, an sich nichts Außergewöhnliches, aber langsam wird mir doch etwas klar.

„Ähm, Jasmin? Kann das sein das du .....“

Boah, echt jetzt? Da haut sie schon wieder ab. Aber klar. Es ist ein bisschen rutschig. Ich sage es doch. Also stehe ich gemütlich auf und grinse. Denn, was soll auch anderes passieren, außer dass sie ausrutscht?

Damit sie nicht auf die Klappe fällt, umfasse ich sie wieder von hinten. Ich habe eindeutig ein Déjà-vu. Nur diesmal ist es anders.

„Diese Szene hatten wir schon mal, kann das sein?“

„Äh.“

Ich löse mich vorsichtig von ihr und schaue sie eine Weile an. Unsere Blicke treffen sich immer wieder. Ihre Unsicherheit schwindet. Sie weiß mittlerweile wohl auch selbst, dass sie nicht weit kommt.

„Sag mir. Hast du die ganzen Sachen immer geklaut? Also, ich will dir nichts unterstellen, aber es könnte doch hinkommen, denn ....“

„Und wenn schon. Verhaftest du mich jetzt? Bin ich kriminell? Was soll ich denn machen, hmm?“

Während sie da so erzählt, verfange ich mich in ihren grünen Augen.

„Was soll ich denn machen? Ich kann doch niemandem sagen, dass ich noch lebe. Ich möchte nicht zu Tante Dana. Sie ist böse.“

„Tante Dana? Meinst du die, die dir die Puppe geschenkt hat?“

Mir fällt jetzt erst auf, dass sie sich wohl ihre Haare geschnitten hat. Krumm und schief sind sie jetzt.

Jasmin steht schließlich nur noch da. Ich versuche, alles zu verstehen. Nein, ich verstehe es langsam. Erst war alles noch so verschwommen und wirr, aber jetzt, wo ich hier bin, wird so einiges klar. Ich drehe mich um und schaue wieder auf die gestohlenen Sachen.

Was hat Tante Dana ihr angetan, dass sie so eine Angst hat?

„Joel, es tut mir leid. Es ist nicht einfach für mich seit diesem Brand und ich weiß einfach nicht wohin. Dana ist die Einzige, die aus meiner Familie noch lebt und ich will nicht zu ihr.“

Ich sehe richtig die Verzweiflung in ihren Augen.

Und dieser Moment ist anders, wie ich sage. Als ich sie so anschaue, fühle ich einen angenehmen Stich im Herzen. Weiß ich nicht. Na ja. Stich kann man ja auch nicht sagen, aber ich äh ..... Also anders eben.

Auch wenn ich gerade erfahren habe, dass sie wohl unsere Diebin ist, möchte ich ihr immer mehr helfen. Diese Dana zur Rede stellen oder Jasmin vor sie beschützen und sowas.

„Komm mit. Ich zeig’ dir was.“

Nach einer Weile vertraut sie mir mehr an, als ich jemals mit gerechnet hätte. Sie geht mit mir noch ein Stück weiter, bis zu einer kleinen Leiter nach unten. Gut versteckt. Als wir unten ankommen, kann ich meinen Augen kaum glauben.

Sie bleibt einfach an der Treppe stehen und schweigt, während ich mich umschaue. Moment mal. Hier unten lebt sie? Wirklich? Das .....

„Hier lebst du?“

Aber die Wasserquelle hier ist ja der Wahnsinn. Jetzt weiß ich auch, warum Jasmin so sauber aussieht.

Also drehe ich mich zu ihr um.

„Du lebst hier wirklich? Wie ......“

„Äh, hihi. Ja, äh. Ich, ich lebe hier.“

Doch dann ist sie schon wieder ruhig. Ich sehe, wie deprimiert sie ist. Sie weiß ganz genau, dass Paps und ich einen Dieb suchen und hat mir das die ganze Zeit verheimlicht? Verdammt. Was soll ich denn jetzt machen? Aber sie sieht so verzweifelt aus.

„Es ..... es tut mir leid. Ich, ich hätte was sagen sollen, aber ich habe Angst, verstehst du? Woher sollte ich wissen, dass ich dir trauen kann? Meine ganze Familie stirbt mal eben so. Der Gedanke, bei meiner Tante leben zu müssen, hat mich aufgefressen. Ich musste so handeln. Nur irgendwann musste ich anfangen zu klauen. Ich, ich. Ich muss doch auch überleben und.....“

Wieder Stille. Wir schauen uns eine Weile an und ich atme einmal tief durch.

„Okay, ich helfe dir. Ich werde vielleicht tausend Straftaten begehen, wegen Beihilfe und sowas, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich einfach helfen muss.“

Plötzlich lächelt Jasmin und vor lauter Erleichterung nimmt sie mich in den Arm. Nur drückt sie mich ganz fest. Äh, also. Ein bisschen zu ähm .....

„Danke. Ich, ich bin so froh, dich getroffen zu haben.“

Diese Umarmung überrascht mich jetzt doch etwas. Und ähm. Sie jetzt so lächeln zu sehen, berührt mich sehr. Wow. Das sieht richtig süß aus.

„Oh, es tut mir leid. Ich, ich wollte dich so nicht umarmen und ähm.“

Also ich sag’ mal so: Sie hat mich eher gestreichelt. Und da muss man einfach irritiert sein, ja?

Und dann legt sie noch einen nach. Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange und jetzt bin ich erst so richtig betüdelt. Nein, verdammt. Ich möchte keinem Mädchen mehr zu nahe kommen. Hör´auf, Joel. Ich kann auf diese vorbestimmte Kacke nicht. Möchte nicht, dass mich ein Mädchen nur wegen einer Aura liebt. Nein, nicht nochmal. Das muss ich ihr auch klipp und klar dann mal sagen. Aber dieser Kuss gerade. Ich. Hmpf.

„Danke.“

Irgendwann bemerkt sie wohl jedoch, was sie gerade gemacht hat und wird jetzt erst recht nervös.

„Oh, ähm. Sorry. Das wollte ich nicht. Tut mir leid. Ich äh. Ich hol’ die Sachen von oben und dann ähm. Sorry. Das äh.“

Ich bleibe erstarrt stehen und grinse mir eine Naht zurecht. Leute, was geht mit mir? Hör auf mit dem Blödsinn.

Trotzdem weiß ich jetzt einfach nicht, was ich machen soll? Schön, dass ich ein Geheimnis herausgefunden habe, aber macht es meine Situation jetzt besser?

Als Jasmin mit den Sachen runterkommt, kommt nämlich das nächste Problem:

„Okay. Jetzt weißt du mein Geheimnis. Verrätst du mir jetzt deins?“

Verdammt .......

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