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  • Kucki 232

Kapitel 163 - Wenn ich nicht mehr bin


 

„Kann ich dir das ein anderes Mal erzählen? Also immerhin war das jetzt so spontan und ich habe mich nicht drauf vorbereiten können.“

„Was? Ist das dein ernst? Meinst du, für mich war das jetzt nicht spontan? Das ist unfair.“

Bis sie dann lauter wird und anfängt, mich zu schubsen.

„Ich habe dir gerade mein Versteck gezeigt und wir hatten eine Abmachung. Du bist ein Lügner.“

„Äh, wie bitte?“

„Meins ist aber recht kompliziert, okay? Das kann ich nicht mal eben so erzählen. Nachher hältst du mich für einen Idioten.“

„Pah.“

Sie schubst mich immer doller. Ja, ich habe damals schon gemerkt, dass Jasmin ein gutes Pokerface hat. Man kann sie absolut nicht einschätzen und plötzlich hast du eine sitzen.

„Dir werde ich gar nichts mehr anvertrauen.“

Tja. Bis ich dann das Gleichgewicht verliere und ins Wasser rutsche. Natürlich mit samt meiner Klamotten und einem Handy, was hoffentlich wasserdicht ist. Und ich spüre, wie sich meine Schuhe vollsaugen. Schön, dass mich das Wasser eigentlich beschützt oder so, aber selbst mir ist es gerade mit den Klamotten so richtig unangenehm. Und kaaaalt.

„Oh, nein. Es tut mir leid, Joel. Ich wollte dich nicht so dolle schubsen. Komm, ich reich´ dir meine Hand. Sorry.“

Okay, habe ich jetzt eine andere Wahl? Das ist so kalt, das Wasser. Also irgendwie. Nun ja. Nein. Es ist plötzlich warm. Hmm? Warum ist das Wasser warm? Ich schwimme zum Rand und Jasmin streckt ihren Arm aus.

„Komm.“

So zieht sie mich nach oben, aber ja. Guck du nur so. Schau, was du gemacht hast. Pff. Bäh, das fühlt sich so scheiße an.

„Warte, ich helfe dir.“

Sie versucht mich von hinten festzuhalten, damit ich nicht mehr reinfalle, aber ich stoße sie weg.

Also gehe ich so richtig angepisst an ihr vorbei. Alles tropft und fühlt sich bäh an. Und dann ist diese blöde Höhle noch so kalt.

„Lass mich einfach, ja?“

Bis ich mich dann doch umdrehe und so richtig sauer bin:

„Du kannst mich doch nicht einfach so ins Wasser schubsen. Spinnst du?“

Bis sie mich dann so anschaut mit ihren grünen Augen. Da werde ich dann doch etwas ruhiger und habe schon wieder vergessen, was ich sagen wollte.

„Du kannst doch nicht dings, verstehst du? Weil ähm ..... das ......“

„Ich habe doch gesagt, dass es mir leidtut. Ich mache dir ein Feuer. Das wärmt dich dann wieder. Ich, hmpf. Ich weiß auch nicht, was los ist. Es ist alles so wirr.“

Und so sitze ich dann wenig später am wärmenden Feuer. Okay, aber jetzt weiß ich auch nicht mehr, was ich sagen soll. Sie hat ja eigentlich recht mit der Abmachung. Hat sie doch, oder? Aber meins kann schnell in die Kategorie »Idiot« gehen oder eben »Märchen« und sowas.

Also ist schweigen angesagt.

„Ich würde dir empfehlen, deine Sachen auszuziehen. Wir hängen sie dann hier auf.“

Ich nicke nur. Denn das hier grad … Nääää. Iiiiih. Nur was soll ich machen? Sie sieht mich dann in Unterhose oder was? Vielleicht will sie das ja auch nur? Und dann ist die Höhle noch so kalt. Alles ist kalt. Schnell flitze ich hinter einen Stein. Sie braucht mir gar nicht so zugucken.

Als ich mich wieder umdrehe, schaut sie mich immer noch so an. Plötzlich ist sie unsicher. Rastet erst aus und ist dann unsicher. Entschuldigen kann sie sich aber trotzdem.

Ich lege meine Klamotten zum Trocknen in die Nähe des Feuers und mache es mir in diesem mittlerweile erwärmten Bereich gemütlich.

„Wenn ich hier schon warten muss, dass meine Sachen trocknen: Hast du vielleicht was zu essen oder so? Hatte heute noch gar nichts Warmes.“

„Iss doch dein Sandwich.“

„Nein, das ist ja für dich. Ich meine irgendwas, was man sich im Feuer warmmachen kann.“

„Würstchen.“

Das andere Problem wird sein, dass die Würstchen bestimmt geklaut sind. Hmpf. Aber ich habe gerade so einen Hunger, dass ich mir jetzt einfach mal Würstchen mache. Tief in der Scheiße hänge ich ja eh schon.

Jasmin beobachtet mich die ganze Zeit, aber sagt kein Wort. Mir jetzt eigentlich auch egal. Ich hätte erfrieren können oder bekomme jetzt eine Erkältung. Das geht gar nicht. Nachher bin ich krank, wenn ich mit meiner Ausbildung anfange.

„Es tut mir leid. Ich habe eben nicht nachgedacht und es ist mir peinlich, dass du das jetzt alles weißt, verstehst du? Plötzlich erwischst du mich und ich wusste einfach nicht, was ich machen sollte. Und als du dann sagtest, dass du mir hilfst, habe ich mich so gefreut.“

Sie nimmt sich schließlich auch nur noch schweigend ein Würstchen und setzt sich neben mich.

Ja, was soll ich jetzt auch sagen?

Bis sie dann betrübt aufsteht. Okay, nein. Das ist jetzt auch falsch, was ich mache. Also, ein bisschen tut mir das jetzt echt voll leid.

„Hör zu. Mir tut es auch leid und ich würde dir das ja gerne alles sofort erzählen, aber es ist wirklich nicht einfach. Gibst du mir noch ein bisschen Zeit? Ich werde dir auf jeden Fall helfen und dabei bleibe ich auch. Aber glaub mir: Bei meinem Scheiß kannst du mir gerade nicht helfen.“

„Wäre, das ..... denn ..... okay .... für dich?“

Diese grünen Augen wieder.

„Ähm. Vielleicht. Ich, äh. Das ist gerade nicht mein Problem, okay? Ich …“

„Hmm? Nicht?“

„Ne. Du, äh. Du siehst süß aus in Unterhose, hihi.“

„Hä?“

„Äh, wirklich?“

Unsere Blicke treffen sich gerade nicht mehr so flüchtig, wie sonst.

Sie geht schließlich hinter mich und jetzt wird mir eigentlich erst klar, dass sie die ganze Zeit mein Tattoo gesehen hat.

Dann steht sie wieder vor mir und schaut mich an:

„Was ist das für ein Tattoo?“

Okay, kurze Zeit verfliegt dieses Kribbeln im Bauch und es macht sich eher wieder Unmut breit. Puh. Was für eine blöde Situation hier gerade. Ist das nicht alles schon peinlich genug?

Seit ich hier unten in der Höhle bin, ist irgendwie alles so … nun ja. Jeder will was sagen, aber traut sich nicht.

„Äh, das sieht cool aus, oder? Habe ich mir zu meinem achtzehnten Geburtstag stechen lassen. So etwas Goldenes hinzubekommen, ist nicht leicht, aber ich find’ es voll cool.“

Irgendwo stimmt es ja, haha.

„Cool oder?“

Jetzt schaut mich Jasmin nur an. Also mal wieder so an. Bei ihr weiß ich echt nicht, ob sie mir gleich eine ballert oder plötzlich einen Kuss auf die Wange drückt.

„Du ..... Ich, äh. Ich denke, dass meine Klamotten jetzt auch trocken sind. Ich muss auch langsam nach Hause, da es bald dunkel wird.“

„Warte.“

„Hmm?“

Ich hoffe, sie spricht jetzt irgendwie nichts Falsches an. Habe total keine Lust darauf, jetzt über meinen Kram zu reden. Nachher will Jasmin nichts mehr von mir wissen und denkt, ich wäre ein Arsch oder Lügner oder was weiß ich?

„Mein Vater hatte mir kurz vor dem Unfall gesagt, dass jemand mich finden und mir helfen wird, wenn er nicht mehr ist. Und ....“

„Er meinte das alles gut wird, aber ich hätte ja nie gedacht, dass er mir so einen gutaussehenden Jungen schickt, hihi.“

„Äh, ja. Schicksal, würde ich sagen. Hätte ja auch ein alter Opa sein können oder so. Aber glaubst du an sowas?“

„Hihi, vielleicht.“

„Hör zu. Es tut mir leid, dass ich jetzt hier so reingeplatzt bin und mich nicht an mein Versprechen halten kann. Es ist gerade ..... nun ja .... etwas ungünstig, da mir langsam richtig kalt wird und ich einfach nur noch in die Wanne möchte, okay?“

„Okay.“

„Ich werde bald wiederkommen und dann erzähle ich dir alles.“

„Okay.“


Und so ziehe ich mich wieder an, auch wenn meine Sachen noch nicht ganz trocken sind. Ich bin gerade etwas frustriert darüber, was Jasmin eben sagte. Das nimmt mir wieder jegliche Hoffnung, dass mal etwas nicht vorbestimmt ist. Bestimmt so 'ne blöde Aura im Spiel. Deswegen gehe ich. Ihr Vater ist bestimmt noch so ein Magier und ich bin der Auserwählte seiner Tochter. Vergesst es.


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