Kapitel 82 - Hartnäckig
- Kucki 232
- 2. Juli 2023
- 3 Min. Lesezeit

Ich weiß, dass wir im Urlaub sind und so, aber ich kann irgendwie nicht richtig abschalten. Na klar, irgendwie doch, aber das mit dem magischen Tor zerreißt mich immer mehr, seit unserem Gespräch. Eigentlich möchte ich doch nur Antworten. Immerhin muss ich mit so einem Tattoo rumlaufen. Das darf bloß keiner sehen. Das nervt.
Als Mam vorbeikommt, kneife ich erst.

„Mam? Kann ich dich kurz sprechen? Es ist wichtig.“
Ob sie ahnt, was jetzt kommt? Ich hoffe, sie haut nicht wieder ab. Ja, auch sie ist froh, wenn jetzt endlich mal etwas Ruhe einkehrt und wir einigermaßen wieder zusammengefunden haben, aber ich muss da jetzt einfach drin rumstochern.

„Wenn es um das magische Tor geht, dann vergiss es. Ich werde dir nichts sagen. Nein, niemals. Lass uns lieber diesen Urlaub genießen. Auch wenn … Ach, egal.“

Sie möchte weitergehen, aber genau das macht mich jetzt umso neugieriger und nervöser zugleich. Ich kann das Thema einfach nicht ruhen lassen. Mir egal, ob Urlaub oder nicht. Wann sehe ich Mam denn mal wieder? Sie kommt selten noch zu uns. Okay, vielleicht wird es sich nach dem Gespräch ändern, aber trotzdem.
„Nein stopp, Mam. Ich bin bald 18 und ich habe ein Recht darauf zu erfahren, was ich bin. Wer ich bin. Was meine Bestimmung ist.“
Wie bekloppt sich das anhört. Meine Bestimmung. Oh je.
„Wovor hast du Angst?“

„Rede doch endlich mal mit mir. Und wenn ich Kampfsport machen muss, um dem Kram gegenüberzustehen. Egal. Ich stelle mich dem, okay? Sorge dafür, dass alles nicht ausartet und so. Ich verspreche das. Nur bitte sag´mir, was das mit dem Tor auf sich hat. Bitte.“
Okay, ja. Sie wird wieder nervöser. Man merkt ihr richtig an, dass sie das Thema ruhen lassen möchte. Aber ich kann Mam nur helfen, wenn ich verstehe, worum es hier geht. Es tut mir so weh, wenn ich nichts machen kann.

„Nur weil du bald 18 bist, heißt es nicht, dass ich dich jetzt nicht mehr beschützen brauche. Da liegst du falsch. Ich werde dich immer davor beschützen. Die schwarze Magie bleibt da, wo sie ist.“
„Kann sie doch auch. Aber Mam. Ich laufe mit diesem Tattoo rum. Muss es vor allen verstecken und nun hat es Katharina gesehen. Wer hat es noch gesehen? Ich weiß es nicht. Dadurch, dass du nie was sagst, fällt es mir schwer, es immer zu verstecken. Ich denke nie dran. Wirst du denn jetzt Katharinas Erinnerungen wirklich löschen? Alle?“
„Nein, wie kommst du darauf? Nur die, die mit der Magie zusammenhängen. Und dann ist gut. Das Tor ist egal. Du brauchst es nicht sehen. Es ist besser.“

„Vielleicht kann ich ja alles im Gleichgewicht behalten. Oder Frieden schließen. Oder ein Zusammenleben mit normalen Sims. Es mag sein, dass du gescheitert bist, aber ich schaffe das ganz bestimmt. Nur ich muss es verstehen.“
Mam schaut mich nur starr an und seufzt. Kurz öffnet sie ihren Mund, weil sie wohl etwas sagen möchte, aber ich funke immer dazwischen.

„Ich.“
„Mam, bitte. Erzähl mir alles.“
„Joel, ich.“
„Mam.“
„Verdammt, nein.“
„Was ist, wenn ich Oma und Opa retten kann? Ihnen eine bessere Welt schaffen kann? Ihr habt doch die schwarzen Magier bestimmt besiegt oder wo sind sie nun? Was ist mit ihnen? Ich will doch nur verstehen.“

„Ich lasse so lange nicht locker, bis du endlich mit mir redest. Und wenn ich dieses Tor selbst suchen muss. Und dann werde ich beweisen, dass Magier toll sind und schwarze Magie für immer beseitigt wird.“
„Äh. Hörst du dich überhaupt reden, Joel? Warum akzeptierst du kein Nein?“

„Mam, ja. Natürlich höre ich dir zu. Aber vielleicht darf die Magie nicht verschlossen bleiben. Weißt du, ob es gut ist, was wir jetzt machen? Vielleicht passiert ja wieder irgendwann mal was und dann ist die Magie verschlossen und wir können nichts machen. Also irgendwas. Verstehst du?“

„Ach, und was willst du dann machen? Dir einen Umhang umhängen und Superman spielen? Joel. Nein. Und hör auf, immer weiter Salz in die Wunde zu streuen. Bitte. Du kannst nichts ausrichten und Punkt. Und wenn es sein muss, dann nehme ich auch deine Erinnerungen weg. Was soll ich denn sonst machen?“
„Hmpf.“
„Kommt ihr? Wir wollen rüber in den Park“, sagt Paps.
Ich stehe auf, aber hoffe darauf, dass Mam einst auf mich zukommen wird, um mir alles zu erzählen. Ich kann das einfach nicht auf mir sitzen lassen.

Ich habe Mam lieb und genau deswegen möchte ich helfen.
Comments