Kapitel 86 - Der Magie auf der Spur
- Kucki 232
- 11. Juli 2023
- 5 Min. Lesezeit

Ähm, was hat Mam gerade gesagt? Ich drehe mich zu ihr um und schaue sie an. Seelenruhig steht sie da. Ich muss mich selbst erstmal sortieren. Schummrig ist mir und schlecht. Bäh. Ich dachte schon, Achterbahnen wären die Hölle.

„Moment mal. Du weißt davon? Warum hast .... Mann. Hast du diese Bilder etwa auch? Was ist hier passiert, Mam?“

„Du, du kannst mir sowas doch nicht einfach verheimlichen. Du, du kannst mich doch so in Gefahr bringen und ähm ich ......“
Nein, mir fehlen total die Worte. Und ich wusste nicht, dass ich zwei Mams habe. Ich sehe alles doppelt. Woah. Diese beiden Mams gucken mich auch gerade irgendwie total entgeistert an. Okay, hmm.

Sie antwortet mir in einem lauteren Ton. Keine Ahnung. Wütend. Traurig. Ängstlich. Und auch sie muss lange überlegen, was sie überhaupt sagen will.
„Na ja. Weil. Verdammt nochmal. Vielleicht weil ich gehofft hatte, dass damals alles verschlossen wurde? Hast du da vielleicht mal dran gedacht? Du weißt gar nichts, Joel. Du wirst mir danken, weil ich nichts gesagt habe und ..... hmpf. Und jetzt soll alles wieder von vorn losgehen?“

„Willst du wirklich wissen, was hier vor sich geht? Willst du das echt? Aber .... Ich. Ich habe so schwer gehofft, dass wir endlich unsere Ruhe haben.“
„Mam, dann rede doch endlich. Ruhe vor was? Langsam reißt mein Geduldsfaden. Echt.“

Ich gehe zum Wasser und atme kurz tief durch. Gerade werde ich nicht in diese Erinnerungen gezogen. Zum Glück. Ich glaube, dann würde ich hier alles vollkotzen.
Trotzdem gibt es jetzt kein Zurück mehr. Ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, was hier vor sich ging.

Als ich so aufs Meer blicke, fange ich an zu träumen. Mam steht nur regungslos da und schaut mir hinterher. Das fühle ich. Also drehe ich mich wieder um und möchte jetzt sofort Antworten. Der Urlaub hätte so schön sein können.

„Mam? Was ist mit dem Haus hier passiert? Sag es mir.“
Ich ahne langsam, dass hier was Schlimmes passiert sein muss, wenn selbst Paps nie ein Wort darüber verloren hatte.
„Du willst wissen, was hier passiert ist? Gut. Kannst du haben. Okay. Ich komme eh nicht mehr drumherum, dir alles zu erzählen. Na gut. Das Haus ist in die Luft geflogen. Bumm!! Wir hatten alles verloren. Immer und immer wieder. Immer mussten wir woanders hinziehen. Und warum? Weil schwarze Magier unser Leben zerstören wollten. Sie vernichteten ganze Dimensionen. Willst du echt noch mehr hören?“
Mam ist jetzt richtig aufgebracht. Ihre Angst steht ihr förmlich in den Augen geschrieben. War es so schlimm?

Trotzdem versuche ich ruhig zu bleiben. Ich bin auch kurz davor, Mam in den Arm zu nehmen. Sie soll spüren, dass ich auf ihrer Seite bin.
„Mam. Also. Du hast gesagt, dass meine Großeltern das Tor geschlossen hatten und vielleicht ist das ja gar nicht mehr so schlimm. Vielleicht sind die schwarzen Magier nun ja auch alle weg. Also in mir. Irgendwie so. Und ich würde bestimmt nicht zulassen, dass uns was passiert.“

„Aber warum bekomme ich gerade hier diese Erinnerungen? Warum nicht woanders?“
„Weil die weiße Magie hier sehr stark ist. Wir sollten diesen Ort beschützen. Alles verändern. Doch wir sind gescheitert.“
Mam senkt ihren Kopf zu Boden.
„Lass uns hier erstmal weggehen, okay, Mam? Und dann möchte ich, dass du mir alles erzählst. Du brauchst keine Angst haben. Ich passe schon auf mich auf.“
„Das hat mein Vater auch gesagt“, sagt sie sehr leise, aber verständlich.
Und so gehen wir ein Stück weiter.

Irgendwie spüre ich sogar, dass irgendwas anders ist. Ich hatte mich schon gewundert. Keine Ahnung, wie ich das beschreiben soll. Aber diese Stelle, wo das Haus stand, fühlt sich anders an. Verloren. Als ob hier irgendwas begraben ist. Keine Ahnung. Klingt doch total bescheuert.
Ich drehe mich zu Mam um und muss eine Sache klarstellen, bevor sie mir weiter von früher erzählt:
„Ich möchte aber nicht, dass du Katharina die Erinnerungen wegnimmst, ja? Sie hat damit absolut nichts zu tun und ich glaube nicht, dass sie eine Gefahr ist. Bekommst du das hin? Das wirst du niemals machen!“

Sie schaut mich nur an. Was will sie mir jetzt schon wieder mit diesem Schweigen sagen? Verdammt.

„Ich. Joel. Ich. Hmpf. Ich. Lass uns erstmal zurück. Morgen wollen wir schon früh wieder aufbrechen. Wenn wir wieder in Willow Creek sind, dann erzähle ich dir meinetwegen alles. Doch bitte tu mir den Gefallen und erzähle Katharina nichts darüber.“
Sie ist doch meine Freundin? Ich denke, ihr kann ich vertrauen und wenn nicht, dann wüsste es doch bestimmt schon die halbe Welt. So schlimm wird das doch alles nicht sein.
Also machen wir uns auf. Den Weg über, schweigen wir. Ich werde so oder so rausbekommen, was hier gespielt wird.

Dort ziehe ich mich auch erstmal zurück. Mam muss mir so viel erzählen. Selbst Paps. Und das Problem ist, dass ich langsam selbst Angst bekomme. Nicht nur, dass Mam immer noch in Rätseln redet, sondern auch, ob ich irgendwas ausgelöst habe. Etwas, was eigentlich nicht mehr hätte da sein dürfen. Verschlossen eben. Und wisst ihr was? Das hört sich so richtig mies an.

Wird sie wirklich die Erinnerungen von Katharina wegnehmen wollen? Was passiert dann? Wird sie dann auch mich vergessen? Es tut so weh. Also rufe ich Katharina an und telefoniere am besten die ganze Nacht mit ihr. Möchte bei ihr sein. Ihr erzählen, wie mein Urlaub so war und dass sie mir fehlt. Dass ich mich freue, sie morgen schon wieder umarmen zu können. Dann halte ich sie ganz fest und lasse sie nie wieder los.

Doch, sie ist zu müde zum Reden. Sie war mit Raina und Co unterwegs. Katharina und feiern? Wow. Meine Freundin hat wohl fast die ganze Nacht durchgemacht. Alexandra hatte Geburtstag. Toll. Und ich war nicht dabei.
„Hör zu. Egal, was passiert: Ich liebe dich, okay? Und ich lasse dich nie wieder gehen. Und wenn du möchtest, gehen wir auch gern mal irgendwo hin. Das wäre toll. Hätte ja nie gedacht, dass du feiern gehst. Wow.“
„Ich liebe dich auch, Joel. Und ja, das machen wir gern.“
Als sie auflegt, halte ich mein Handy noch lange am Ohr. Auch wenn ihre süße Stimme schon lange nicht mehr am anderen Ende zu hören ist.

Und so versuche ich noch den letzten Abend in Sulani zu genießen. Ich überlege viel, was noch passieren könnte. Und immer und immer wieder frage ich mich: Bin ich wirklich ein Magier? Was heißt das jetzt? Oder ist Mam auch noch eine?

Ich habe wieder den kleinen Knirps vor Augen. Ist das echt mein Opa? Was wollen mir diese Bilder überhaupt sagen? Ob es noch weitere Ort gibt, wo ich diese Erinnerungen erhalte? Soll ich Mam mal fragen?

Und was auch sehr ungewohnt sein wird, ist, dass Paps jetzt mit Jennifer zusammen ist. Klar ist er glücklich und ich komme auch gut mit ihr klar. Doch, hmm. Sie wird Mam niemals ersetzen können.

Hauptsache, er ist glücklich. Trotzdem werde ich Mam helfen. Komme was wolle.

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