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  • Kucki 232

Kapitel 97 - Wo fange ich nur an?


 

Als wir nach Hause kommen, sind Katharina und Joel wie erstarrt. Als hätten sie einen Geist gesehen. Die beiden verpieseln sich auch sofort in sein Zimmer. Hoffe, ich erfahre bald mehr.

Und ich mache es mir vor dem Fernseher gemütlich. Wo waren die beiden 5 Stunden lang? Ich kann aktuell nichts tun. Sie reden nicht mal. Okay, abwarten. Hoffentlich ist es nicht allzu schlimm.

Zehn Minuten später klingelt jemand an der Tür. Als ich schaue, sehe ich nur kleine Beine durch die Tür. Hmm.

Als ich näher rangehe, sehe ich Lukas. Normal kommt er doch nicht einfach hier so her. Wundert mich gerade. Sein Vater soll hier irgendwo in die Nähe gezogen sein. Klar. Um uns auszuspionieren? Das soll er sich auch nur einmal wagen.

Mal schauen. Der Junge steht auch ganz starr da.

Als ich darauf warte, dass er anfängt, etwas zu sagen, starrt er weiterhin nur die Tür an. Okay, auch nicht schlecht.

„Ähm. Ist alles in Ordnung? Wo ist deine Mam?“

Er schaut kurz zu mir hoch und sortiert wohl noch seine Wörter. Lukas ist echt faszinierend.

Und dann schießt er los:

„Mein blöder Papa ist zu uns gekommen und hat Mama angeschrien. Papa ist blöd und soll gehen. Du bist viel cooler.“

„Okay, okay. Alles klar. Komm erstmal rein und dann erzähl mir alles. Ist doch etwas kalt heute.“

Gesagt, getan. Ich helfe dem Jungen, seine Jacke auszuziehen.

Schließlich bleibt er wieder nur stehen und schaut irgendwo an mir vorbei. Etwas anvisiert, was wohl interessanter ist. Als er auch diesmal nicht einfach so anfängt zu erzählen, mache ich den Anfang.

„Wo ist denn deine Brille? Du hast doch sonst eine. Hat er euch etwa wehgetan?“

Weiterhin, was auch immer anvisiert, redet er weiter:

„Ich war wütend und habe sie weggeschmissen. Nein, er hat uns nicht wehgetan. Er ist immer nur laut. Muss immer die Ohren zumachen. Zu laut.“

„Wo ist denn deine Mam? Soll ich sie holen? Soll ich das klären?“

Jetzt schaut er mich an.

„Nein.“

Ohne weiter irgendwelche Details zu geben, verschwindet er im Wohnzimmer. Na toll. Ich überlege, was ich jetzt tun soll. Jenny anrufen? Einfach hinfahren und ihm eine ballern? Verdammt. Ich weiß es nicht. Er soll die beiden in Ruhe lassen.

In dem Moment kommt Jenny durch die Tür. Okay. Ihr geht es gut. Nicht verletzt. Nur eben nachdenklich und vielleicht auch froh, in Sicherheit zu sein.

Als sie mich in den Arm nimmt, merke ich jedoch, wie ihr Herz rast und dass sie sehr aufgewühlt ist. Sie zittert leicht. Jenny braucht keine Angst haben. Ich bin ja da.

„Oh, man. Er, er ist so ein Idiot. Warum kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Ich bin froh, dass ich hier bin. Ich musste einfach herkommen. Sorry.“

„Alles gut. Kam er dir denn hinterher?“

„Ich weiß nicht. Ich hoffe nicht. Bin einfach ins Auto und los. Ist Lukas hier? Ist er hier? Er ist schon eher abgehauen. Mache mir Sorgen.“

„Er ist hier.“

Jenny atmet tief durch, bis schließlich ihr Handy vibriert.

„Hmpf. Es ist Marco. Er will gleich vorbeikommen .....“

In dem Moment klingelt mein Handy. Tolles Timing. Ein Mandant.

„Ja, Entschuldigung. Ich melde mich morgen. Ich habe leider noch nichts rausgefunden. Tut mir leid.“

„Dann sehen Sie zu, dass Sie was finden.“

Und in was für einem Ton dieser mit mir redet. Ich bekomme echt bald zu viel.

Meine Aufträge sind wieder sehr mau. Im Moment nehme ich alles, was ich kriege. Wenn ich denn was bekomme. Und dann sind das solche hochnäsigen Sims, die meinen, etwas Besseres zu sein. Wollen sie meine Hilfe oder nicht? Puh.

Jenny verschwindet plötzlich.

„Warte bitte. Du brauchst keine Angst haben. Er soll erstmal an mir vorbei. Ich klär’ das.“

Sie dreht sich jedoch nicht mehr um, sondern schließt sich in der Küche ein. Hmpf. Ist er etwa wirklich auf dem Weg hierher? Na, der traut sich ja was. Und da bin ich selbst schon so durcheinander. Überall sind irgendwelche Baustellen und ich weiß einfach nicht, wo ich anfangen soll.

Plötzlich geht schlagartig die Tür auf. Ja, ich habe sie nicht abgeschlossen. Selbst das vergesse ich schon. Total irritiert stehe ich da. Nun gut. Es ist auch in den letzten Stunden viel passiert und ich würde mir gern etwas Zeit nehmen, um das alles zu registrieren. Komme aber irgendwie nicht zu.

Und dann steht er vor mir: Herr Steinberg. So gespielt freundlich. Na ja. Mal abwarten.

„Hey, du. Ist meine Familie hier? Ich müsste etwas mit ihr bereden, wo du dich gefälligst raushältst.“

„Wenn Sie mit Familie Jennifer und Lukas meinen: Ja, sie sind beide hier. Und das bleiben sie auch.“

Ich versuche ganz cool zu bleiben. Wenn ich etwas weiß, dann ist es, dass diese Art von Sim laut ist. Aber mehr auch nicht. Und da soll er es gar nicht erst versuchen, an mir vorbeizukommen. Denn er wird den Kürzeren ziehen.

Uff. Wie er mich dann anschaut.

„Du, du. Du widerwärtiger ......“

„Arsch?“

„Wie kannst du es auch wagen, mit meiner Frau ins Bett zu gehen? Hm? Meinst du, ich bekomme es nicht mit?“

„Erst einmal, bin ich Herr Duvan für Sie. Das dazu. Und zum anderen: Wenn ich herausbekomme, dass Sie Frau Steinberg nachspionieren, dann können Sie sich auf was gefasst machen.“

„Ach ja?“

„Und was sonst noch weiter?“

Oh ja. Er ist echt die Sorte Sim, die einfach nur eine große Klappe hat. Eindeutig.

Er schaut mich nur an und knurrt vor sich hin.

Joel scheint mitbekommen zu haben, dass ein Zirkus auf dem Flur stattfindet.

„Ich....Grrrrr.“

„Ja?!“

„Brauchst du Hilfe, Paps? Er schaut dich irgendwie an, als würdest du gleich eine sitzen haben.“

„Nein. Ich denke, es ist alles geklärt und Herr Steinberg möchte das Haus verlassen.“

„Grrrrr.“

Joel geht wieder in sein Zimmer, nachdem ein „ok“ von ihm kommt.

Ich widme mich wieder dem ungebetenen Gast und mache ihm klar, dass er jetzt bitte gehen möchte.

„Also. Wenn Sie nichts weiter haben, dann wissen Sie ja, wo die Tür ist. Einen schönen Tag.“

„Grrrrrrr.“

Er verlässt tatsächlich das Haus. War ein ziemlich einseitiges Gespräch. Ich gehe ihm vorsichtshalber hinterher. Nachher macht er etwas Unüberlegtes. Bei sowas leiden meist die Briefkästen.

Eine Sache möchte ich dann aber noch loswerden, damit er nicht auf dumme Gedanken kommt.

„Hören Sie. Ich empfehle Ihnen, die Sache nicht ausarten zu lassen. Da legen Sie sich nämlich mit dem Falschen an. Und Sie wissen nicht, was ich so alles in der Trickkiste habe. Das geht ganz schnell. Lassen Sie also gut sein, okay?“

„Verpiss dich. Grrrrr.“

Und Herr Steinberg zieht von dannen.

Als ich wieder reingehe, stehen Lukas und Jenny schon im Flur. Total erleichtert schauen sie mich an. Die Anspannung ist kurz verflogen.

„Er wird euch nichts tun. Bei mir seid ihr in Sicherheit und wenn ihr wollt, dann bleibt gern. Dann holen wir eure wichtigsten Sachen und ich kann besser auf euch aufpassen.“

Die beiden schauen mich immer noch sprachlos an.

„Okay“, kommt dann von Lukas.

Er setzt sich in Joels altes Zimmer. Ganz zielstrebig. Huch. Was ist denn jetzt los? Mal nachschauen. Auf Michelles Sessel träumt er vor sich hin und tippelt mit den Fingern auf seinen Beinen rum.

„Das Zimmer finde ich toll und möchte hier wohnen. Geht das?“

Kommt sehr monoton und gezielt aus ihm raus. Weiter träumend und mit den Fingern tippelnd.

„Äh. Okay. Dann stelle ich dir ein Luftbett hierhin.“

„Toll.“

Während ich das Bett aufbaue, bin ich doch etwas verdutzt darüber, wie sich der Junge verhält. Okay, alles klar.

Zwanzig Minuten später habe ich es dann geschafft. Dann bleibt Lukas jetzt erstmal hier.

„Ist das denn so okay für dich?“

„Ja.“

Mehr kommt auch nicht von ihm. Ob ich ihn wohl allein lassen soll? Okay. Ich gehe einfach.

Als ich in den Flur komme, sehe ich Jenny immer noch erstarrt da rumstehen. Es tut mir leid, was dieser Typ, mit den beiden angerichtet hat. Aber ich werde es besser machen. Der kommt den beiden nicht mehr zu nahe.

„Okay. Ähm. Er wird euch jetzt in Ruhe lassen. Ich, ähm.“

Als ich ihr einen Kuss auf die Wange gebe, taut Jenny wieder ein bisschen auf und die Anspannung verfliegt. Ihr Lächeln haut mich schon wieder um.

Schließlich fängt sie mich ganz wild an zu küssen. Okay, klar. Oh, Mann. Haha. Komisch heute hier alles. Selbst ich bin langsam sprachlos.

„Du. Ich. Du. Ich muss eben noch ein bisschen arbeiten. Es ist alles ein bisschen viel im Moment und ich … Nun ja. Ich weiß einfach nicht, wo ich anfangen soll. So viel passiert in letzter Zeit und ähm.“

„Alles klar, hihi. Danke, mein Lebensretter“, kommt mit einem erotischen Unterton.

Ich setze mich an meinen Rechner und so langsam muss ich echt anfangen. Ja, ich weiß. Das sage ich schon länger. Ich habe ja noch nicht mal das mit Emilio letztens verdaut. Dann jetzt mit Joel und dem Tor. Dieser Marco Steinberg noch dazu. Tief durchatmen ist gerade gar nicht so einfach. Und da ist es mir eigentlich wichtig, mit Jenny über diese magische Sache zu reden. Das ist noch nicht wirklich vom Tisch.

Aber das größte Problem gerade ist, dass ich kein Geld einnehme. Ich habe zwar noch etwas auf Reserve, aber das kann ganz schnell leer sein. Es braucht nur was kaputtgehen.

Verdammt. Immer noch keine Aufträge. Was soll ich nur tun?

Jenny bekommt wohl mit, wie abwesend ich bin. Ja, das bin ich wirklich seit ein paar Tagen. Die Tage ziehen nur noch an mir vorbei. Irgendwas passiert da, aber ich bekomme nicht so richtig mit, was. Es ist blöd zu beschreiben, aber ich finde einfach keinen Anfang. Keinen guten Start. Also mit der Detektei, Und mit Joel. Mit allem einfach.

„Hey. Hör zu. Ich kann dich etwas auf andere Gedanken bringen, wenn du magst. Also, ich bräuchte eh mal selbst so andere Gedanken, hihi.“

Gut, da kann ich gerade nicht Nein sagen. Vielleicht brauche ich das wirklich jetzt mal zur Abwechslung.

Halt, Stopp!! Verdammt. Ich muss das abstellen. Nichts da. Hmpf. Okay, okay. Lösche ich eben nachher alles wieder. Aber nun zischt ab.

„Und nun werde ich deine Anspannung etwas lösen, Herr Duvan. Hihi.“

Später schlafe ich glücklich ein. Endlich mal gedankenlos.


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